liebe beate
seit ich von deinem ultraschallbefund gelesen habe, muß ich immer wieder daran denken. ich weiß, du bist eine ganz tapfere frau und machst deinem äpfelchen-namen insofern alle ehre, als du vermutlich wie luther sagen würdest: "und wenn ich wüßte, daß morgen die welt zugrunde ginge, würde ich heute noch einen apfelbaum pflanzen." jedenfalls ist das der eindruck, den ich von dir gewinnen durfte.
dennoch: auch die tapfersten müssen irgendwo hin mit ihrer trauer, ihren aufwühlenden gefühlen. die sehnsucht nach normalität, einer normalen belastbarkeit und dem passenden alltag dazu, schmerzt auch in mir oft wie eine wunde, die nicht heilen kann. eben konnte ich einige minuten lang "unser" eichhörnchen beobachten, das in der blautanne in unserem garten wohnt. seine leichtigkeit, die schnellen gewandten bewegungen, die unermüdliche emsigkeit und die sicherheit, mit der es 1,2,3 den stamm hinaufrennt, um von dort neugierig herunterzulugen, haben mich spontan zum weinen gebracht.
ach, liebe beate, wie gerne würde ich dir etwas von dem abnehmen, was dir auf der seele liegt, wenn ich nur könnte. hoffentlich kannst du nach wie vor deine waldbesuche genießen und dort auch seelisch atem schöpfen. vor etwa einer woche las ich diese verse von erich kästner, die mich sofort an dich denken ließen:
die seele wird beim pflastertreten krumm.
mit bäumen kann man wie mit brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine seele um.
ich wünsche dir von herzen, daß du dich zumindest zwischendurch so erleichtert fühlen darfst wie ausgetauscht oder umgewandelt.
ich denk an dich!

deine linnea