AW: Malignes Melanom
Hallo Sven,
uiiiih, das ist stattlich, okay. Die Lage erklärt auch die Überprüfung von Achsel und Leiste. Nachzuvollziehen ist auch Deine Entscheidung keine Ausräumung vorzunehmen. Ob das richtig oder falsch ist, kann ich nicht sagen, da spielen immer soviele Sachen und Informationen eine grosse Rolle, so dass letztendlich nur der Betroffene, da er ja mit seiner Entscheidung weiterleben muss, mit den Ärzten zusammen die Entscheidung treffen muss und kann. Aber in den diversen Studien gibt es häufig Patienten, die die gleiche Entscheidung wie Du getroffen haben. Deine Nachsorge muss halt jetzt intensiver sein, intensiver als mit Operation.
Was das Interferon anbelangt, versuche es. Abbrechen kannst Du jeder Zeit. Welche Nebenwirkungen Du bekommst, weiss bisher keiner. Nun, ich spitze zwar erst seit 16 Monaten Interferon, aber wenn man jetzt den S100-Wert (= ein Tumormarker für die Aussage bei Melanomen) als Indikator für das Anschlagen der Therapie heranzieht, kann ich sagen, dass der Wert bei der letzten Untersuchung um die Hälfte gesunken ist, was ja für ein Anschlagen der Therapie spricht. Lass Dir nicht nur von den Befunden eine Kopie geben, sondern auch vom Blutbild, so kannst Du ebenfalls feststellen, wie oder ob überhaupt sich Deine Werte verändern. Der S100-Wert wird auch am Anfang Deiner Laufbahn als Melanompatient festgestellt und dann bei jeder Nachsorge. Dieser Wert soll nicht nur feststellen, wie er sich entwickelt, ob der Körper wieder runterfährt, sondern auch bei einer Therapie ob diese anschlägt. Was die Menge an Interferon angeht, da geht jede Uniklinik anders mit um. Ich bin zwar auch ein sogenannter Hochrisikopatient, aber auf eine Hochdosis hat man verzichtet,u.a. aufgrund der Radikalität der zweiten Operation und man der Meinung war, ein Jahr quälen für ein Jahr länger leben rechnet sich nicht, wenn sowieso im ersten Jahr Fernmetastasen laut Prognose auftreten sollten. Von daher spritze ich 3 x 3 Mio Interferon alpha.
Auch was die Dauer der Spritzerei anbelangt, gibt es einige Studien, die entweder noch laufen oder bereits abgeschlossen und ausgewertet sind, aber leider nicht veröffentlicht. Die ADO (Arbeitsgemeinschaft der dermatologischen Onkologen) sollte eigentlich im Frühjahr die neuen Leitlinien herausgeben, an die sich wiederrum die Dermatologen halten sollten. Sollten, weil eigentlich entscheiden die Unikliniken doch wieder unterschiedlich. Natürlich auch wieder gut, da wir ja alle Individualisten sind und auch wenn die Tumordicke und der Clark identisch sind, doch ganz andere Verläufe haben. Denn die hängen von sovielen Dingen ab, wie zum Beispiel: wo war der Primärtumor, ist man männlich oder weiblich, welche Ausgangsposition hat man mit der körperlichen Fitheit, hat der Tumor schon gestreut, welche Art von Melanom hat man, manche richten nur langsam Unheil an, andere sind schneller als der Schall und und und. Von daher ist das Gespräch mit den Ärzten und auch anderen aussenstehenden Ärzten wichtig. Auch wichtig ist Deine Einstellung, auch wenn man mittlerweile wieder mal der Meinung ist positives Denken bringt keine Verbesserung. Es ist sehr wohl ein Unterschied ob man übertrieben gesehen im dunklen Kämmerlein auf seine letzte Stunde wartet oder man sagt, okay, schönes Wetter, der Park und das Eis ruft und aktiv wird. Und noch ein Punkt. Die Ernährung spielt auch eine grosse Rolle. Auch hier scheiden sich die Geister. Du selbst musst auf Deinen Körper hören und entscheiden, welchen Weg Du gehst. Denn das ist bei Dir ganz wichtig, da Du ja auf die Entfernung der gefährdeten Lymphknotenbereiche in der Leiste verzichtest.
Du siehst also, es gibt viel zu beachten und zu entscheiden. Wie das mit den Nebenwirkungen bei der Hochdosis aussieht, kann ich Dir, wie oben bereits geschrieben, nichts sagen, da müssten die Leutchen ran, die das hinter sich gebracht haben bzw. mittendrin sind. Traut Euch.
Sodele, Euch allen einen schönen Sonntag.
Viele Grüsse
JF
Geändert von J.F. (08.06.2008 um 11:22 Uhr)
Grund: Ergänzung
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