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Alt 10.09.2003, 12:44
Gast
 
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Hallo Tina,

ich kann dich so gut verstehen, und doch macht es das nicht leichter für dich. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bevor man beginnt, damit „zu leben“.

Schon merkwürdig, mit den Träumen. Bei mir ist es ähnlich, meist sehe ich Papa nur, aber sprechen tut er auch nicht. Ist es bei dir auch so, dass du im Traum weißt, dass er krank ist, und sterben muss? Bei mir ist das so, ich hatte bislang keinen Traum, wo alles wie früher war. In meinen Träumen hab ich auch immer das Gefühl, dass Papa weiß, was los ist. Das macht mich dann umso trauriger, weil er ja wirklich bis zum Schluss daran geglaubt hat, dass er es schafft. Ich hatte einen ganz merkwürdigen Traum, wo er nicht mehr nach Hause kommen wollte. Wir haben ihn gesucht, und auch gefunden, er saß da auf einer Matte in einer Ecke und sagte mir, er kommt nicht mit…

Bei mir hat es lange gedauert, bis ich mir Papa wieder „normal“ in Erinnerung rufen konnte. Ich hatte immer sein abgemagertes und eingefallenes Gesicht vor mir. Ich hab mir dann immer ganz viele Bilder angeschaut. Ich kann dir sagen, dass es besser wird, momentan haben sich die Bilder in deinem Kopf verfestigt, aber das wird langsam besser werden. Versuch doch auch mal, in solchen Momenten ein Bild von früher anzuschauen. Ich hab zu Hause ganz viele aufgehängt. Auf vielen lacht er… Im Portemonnaie hab ich ein Bild, wo er noch ganz klein war, so hab ich ihn immer bei mir.

Das mit der Arbeit kann ich mir super ätzend vorstellen, wie schon gesagt, manche Menschen können sich überhaupt kein Bild davon machen, wie es einem geht, und dass man so ein Kindergartenverhalten vollkommen überflüssig ist. Du schreibst, dass du dass Gefühl hast, nicht mehr du selbst zu sein, und dich komisch fühlst. Ich denke, dass ist Teil der Verarbeitung. Plötzlich ist einfach alles anders. Ich empfinde es manchmal als „endgültiges Erwachsen werden“. Komisch nicht, denn eigentlich sind wir mit unseren 26 ja schon erwachsen. Aber es ist, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Das Sicherheitsnetz, in das wir uns bisher immer fallenlassen konnten, hat plötzlich große Löcher. Eine Sache, die hier noch hinzukommt, ist eben, dass man denkt, man muss jetzt die Verantwortung für den anderen Elternteil übernehmen. Ich mach mir manchmal so große Sorgen und Gedanken um meine Mum, dass sie es manchmal schon als zuviel empfindet. Es ist wie ein Rollentausch… Ich hab so Angst, sie auch noch zu verlieren…

Ach Tina, ich würde dich so gern mit etwas aufmuntern, aber ich weiß, dass es so schwer ist, aus seinem Loch zu krabbeln.

Schreibs einfach immer auf, wenn es dir schlecht geht und warum, meist hilft das schon ein wenig. Mir hat mehr und mehr der Gedanke geholfen, dass er nur körperlich nicht mehr da ist. Trotzdem ist der auf eine gewisse Art und Weise bei mir. Ich auch oft in Gedanken mit ihm, und frage, wie er handeln würde. Es ist wie Alex schreibt, unsere Papas passen immer auf uns auf.
Hallo Alex,

hab gerade gesehen, dass du geschrieben hast. Freu mich, dass du ein schönes Wochenende hattest. Das mit der Musik find ich auch, hab mich auch schon manchmal gefragt, was andere an Ampeln denken mögen, wenn sie mich sehen ;O)

So, muss erstmal weitermachen.

Bis bald und ganz liebe Grüße an Euch

Cas
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