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Alt 29.06.2008, 02:56
syberia70 syberia70 ist offline
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Standard AW: Leberkrebs im endstadion

Hallo ihr lieben,
ich habe mir eure Beitrage alle gerade eben durchgelesen und es macht mich richtig traurig zu lesen, dass es so viele liebe Menschen gibt, die diese Erfahrung machen müssen. Menschen wie ihr, die ihr "DA SEID" und Menschen, die es am eigenen Leib spüren gehen zu müssen.

Auch ich musste vor kurzem mit ansehen wie meine Mama mit 67 Jahren von uns ging.
Sie bekam 3 Tage vor Weihnachten 2007 die Diagnose "Leberkrebs" von unserem Arzt. Der Arzt sagte jedoch, dass sie zu schwach für eine Chemo sei und gab ihr ein Medikament (dessen Namen ich euch erst Morgen berichten kann, weil wir alle Medikamente von ihr vor Wut wegpackten und vergessen wollten), was sie sehr verwirrte. Sie sollte 3 Tabletten täglich nehmen, was sie auch tat. Dann eines Tages im Januar 2008, als ich mit ihr, meiner Schwiegermutter und meinem Mann in einem Möbelgeschäft stöberte fing alles an. Sie war aufeinmal verschwunden... auch an ihr Handy ging sie nicht mehr ran... ich suchte das ganze Geschäft ab und mein Mann fand sie Gott sei dank schließlich draussen. Sie war sehr verwirrt und wir gingen dann ersteinmal etwas trinken. Sie konnte von den einen auf den anderen Moment nicht einmal mehr ihre Tasse halten.
Als wir dieses dem Arzt am nächsten Tag berichteten, sagte er , dass sie diese Tabletten doch erstmal absetzen sollte. Sie nahm dann einige Tage keine dieser schrecklichen Tabletten mehr und nach ein paar Tagen sollte sie langsam wieder mit einer Tablette am Tag beginnen. Nache einer Woche bekam sie dann wieder 2 am Tag, dann wieder 3 und es wurde wieder schlimmer. Sie bekam offene Stellen am Körper und war so verwirrt, dass sie nicht mal wusste was in dieser Zeit mit ihr geschah. Mit Absprache des Arztes setzten wir die Tabletten wieder ab und es wurde wieder besser.
So ging es dann bis Anfang Mai weiter: ein auf und ab (wegen diesen Tabletten) Die Tabletten sollten den Krebs stoppen und angeblich schlugen sie (Laut des Arztes) bei meiner Mama an.
Dann bekam sie ein Pflegebett,eine Pflegerin die jeden Morgen kam und einen Rollstuhl, weil es ohne nicht mehr ging.

In der letzten Mai-Woche sind wir mit ihr noch zum Fussballspiel unseres Sohnes gefahren (sie wollte unbedingt mit, trotz Regen) und am Wochenende haben wir jeden Tag noch im Garten gegrillt. Ich musste meine Mama zwar füttern, aber sie aß so gut, dass wir alle dachten, es wird wieder besser.

Am Montag den 2.Mai war ich mit ihr ganz allein zu Haus und sie verlor auch schon bei jedem Gang zur Toilette "schwarzen Stuhl"
Dann sagte sie zu mir: "ich kann nicht mehr ... ich mach nicht mehr lange..."
Ich rief den Arzt an und er kam dann auch nach kurzer Zeit und gab ihr für die Schmerzen Morphium.
Seit dieser Zeit ging es die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen, Tag...mit dem "Stuhlgang" so weiter. Alle halbe Stunde mussten wir sie waschen, weil sie es nicht mehr zur Toilette schaffte. Sie konnte nicht mehr sprechen...nichts mehr. Es war so schrecklich... die eigene Mutter so sehen zu müssen und ihr nicht wirklich helfen zu können.
Am 3. Mai rief ich all meine Geschwister an, dass sie doch kommen sollten um Mama noch ein letztes Mal sehen zu können.
Auch wenn meine Mutter es nur ganz selten zu Gesicht bekam... auf einmal waren all ihre 6 Kinder bei ihr... wie sie es sich immer wünschte... der eine hielt ihre linke Hand, der andere ihre rechte, ich kraulte ihr den Nacken... einer gab ihr Wassereis, damit sie noch Flüssigkeit zu sich nahm ... und so verging der Tag...
sie erbrach mehrmals Galle und blutete aus der Nase... es war wirklich ganz schlimm...
... und auch wenn sie nicht mehr sprechen konnte, wir wussten, dass sie noch was sagen wollte... immerwieder erhob sie ihre Hand und es schien als würde sie sich von jemanden ziehen lassen, als würde sie ins Licht gehen wollen... bis sie ein letztes Mal in die Runde schaute... zu ihren Kinderen und ihrem Ehemann aufsah ... sie sah jedem noch einmal ganz tief in die Augen ...sie sah, dass alle da waren ... und dann konnte sie in frieden einschlafen...

Später, sie war noch einige Stunden zu Hause, konnte man sehen wie sich ihre Haut und ihr Gesichtsausdruck veränderte... sie sah aufeinmal so Jugendlich aus und so friedlich, als ob sie sagen wollte: "Jah meine Lieben... jetzt habe ich keine Schmerzen mehr... Danke euch für alles"


Wir haben ihren letzten Wunsch erfüllt... sie schlief zu Hause ein und all ihre Lieben haben sich in aller Ruhe von ihr verabschieden können.

Eines möchte ich euch noch sagen: selbst wenn der eine oder andere in den letzten Minuten nicht dabei sein kann oder möchte, weiß die oder der sterbende ganz genau, was man für sie oder ihn alles getan hat.

Ich wünsche euch allen sehr viel Kraft... ihr seid wirklich alle so tapfer... haltet durch ... man wird es euch danken ...

ICH DENKE GANZ DOLLE AN EUCH


eure Tatjana
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