AW: Leben mit nicht kleinzelligen Bronchialkrzinom
Liebe Gitta,
ich verstehe Dich komplett. Ich will auch alles machen und können, selbst wenn ich mich quälen muss. Göga lässt mich zum Glück. Obwohl er auch schon mal gesagt hat: "Bist Du sicher, dass Du das schaffst?" Dann kommen Zweifel in mir auf und im schlimmsten Fall probiere ich es noch nicht mal.
Ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn mir alles abgenommen wird. Ich bitte schon darum, dass man mir hilft, wenn ich was nicht kann.
Ich käme mir total entmündigt vor. Ich WILL ein normales Leben, so weit es eben geht. Ich will NICHT bevormundet werden, keine ungebetenen klugen Ratschläge bekommen. Ich bin es, die mit dem Arzt spricht. Ich bin erwachsen. Ich will, solange es irgend geht, über mich und mein Schicksal selber bestimmen.
Nur weil ich krank bin, bin ich doch nicht plötzlich blöde im Hirn. Das kann alles noch kommen, aber noch kann ich selbst für mich entscheiden.
Liebe Annika,
Du meinst es so gut und so lieb mit Deiner Mama, aber ist Dir klar, dass Du sie einengst? Im Prinzip ist es doch so, je mehr Du ihr abnimmst, desto mehr weist Du sie auf die Krankheit hin. Du stupst sie ständig mit der Nase rein. So käme es mir jedenfalls vor. Es ist so, als ob Du ständig sagst: Ich mache das, Mama, Du bist zu krank. Ich an ihrer Stelle würde mich wie blöde anstrengen, um Dir zu beweisen, was ich alles noch kann. Das ist nicht leicht. Mach es ihr doch einfach leichter. Sag ihr, dass Du immer bereit bist, ihr zu helfen. Mehr aber nicht. Im Prinzip hat sie nämlich genug mit sich selber zu tun.
Ganz liebe Grüße
Christel
P.S. mit anderen Worten will ich nichts weiter sagen als: Lasst uns doch unser Leben leben, solange wir es noch können
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