AW: Adenokarzinom inoperabel
Hallo Zusammen,
wenn man, wie ich, nicht so oft im Forum liest, bekommt man jedes Mal eine geballte Ladung von Ereignissen. Ich habe jetzt die letzten zwei Wochen nachgelesen, sehr selektiv, aber immer noch breit genug, um einen Gesamteindruck vermittelt zu bekommen, wie hier derzeit so die Stimmung ist.
Dieser Thread hier war der erste im Forum, auf den ich aufmerksam geworden war und von dem ich mir als Adenobetroffene Austausch, Rat und gegenseitige Unterstützung erhofft hatte. Sehr schnell aber kamen hier die ersten Angehörigen hinzu, die in epischer Breite und völlig ungeniert die schlimmen Zustände „ihrer“ Betroffenen schilderten. Vielleicht aus Höflichkeit, vielleicht aus Verunsicherung, wurde dem hier nicht gleich sanft aber bestimmt Einhalt geboten und auf eigene Threads verwiesen. So hat sich das Ganze wohl verselbständigt und das Forum – und leider auch dieser schöne Thread - ist heute überproportional von Angehörigen bevölkert, worunter einige sind, deren großer Wunsch es offenbar ist, en detail die letzten Lebens- und Leidensstationen ihrer Männer und Frauen, Mütter und Väter zu schildern und von den real Betroffenen (!) ernsthaft Trost erwarten.
Ich möchte hier keine detaillierten Schilderungen der letzten Leidens- und Lebensstationen lesen, die noch dazu gelegentlich mit der Information verbunden sind, wie schwer das Leben (wohlgemerkt: das LEBEN) der geplagten Angehörigen dadurch geworden ist. Ja, es ist schwer geworden, aber das geht vorbei! Und das ist auch gut so und sei jedem Angehörigen gegönnt. Aber bei uns Betroffenen im Stadium IV geht GARNICHTS MEHR VORBEI !!! Und wir alle haben sicher (leider) genug Phantasie, um uns unser jeweils eigenes Ende vorzustellen. Wir sind damit ÜBERFORDERT, von Krämpfen zu lesen, in denen sich Opfer von Hirn-Metastasen winden, über die Probleme finaler akuter Atemnot mit Angstzuständen informiert zu werden oder mitzufühlen, wenn ein Mensch seine letzten Lebenstage zu Hause verbringen dürfte und möchte und dem aber seitens der Angehörigen der „Horror“ einer zu organisierenden Pflege gegenübersteht. Mir macht so was noch mehr Angst, als ich sowieso schon habe. Dabei gebe ich mir viel Mühe, diese Angst im Alltag nicht übermächtig werden zu lassen. Meistens bin ich damit auch erfolgreich; aber nur, weil ich hier so relativ wenig und immer seltener mitlese.
Ich appelliere also an alle Angehörigen, einmal in sich zu gehen und sich zu fragen, ob sie hier aus Gedankenlosigkeit oder anderen Gründen das Angehörigen-Forum meiden und sich hier unter Betroffenen dergestalt äußern. Und wenn ich dann in irgendeinem Thread lese, dass eine Angehörige auf Christels Ankündigung zum leisen Rückzug antwortet, sie würde sich ja alles doch so zu Herzen nehmen, sodass die Entscheidung wohl besser wäre, dann macht mich das richtig wütend, weil ich es als – sicherlich ungewollt – zynisch empfinde.
Auch ich würde mich, ebenso wie Christel, Michaela und Regina, und sicher noch einige mehr, die sich dazu noch nicht geäußert haben, sehr, sehr freuen, wenn hier wieder ein Austausch von Adenobetroffenen stattfinden würde. Ein Austausch, in dem man Informationen und Therapieoptionen, aber auch Methoden der Bewältigung von Nebenwirkungen, Allgemeinzuständen und Alltagsbewältigung oder den einen der anderen Gedanken für den Umgang mit den EIGENEN Angehörigen miteinander teilt. Und natürlich gerne auch hilfreiche Erfahrungen von (Adeno)Angehörigen, die hier konstruktiv und sachlich über Problemlösungen zu dem einen oder anderen Thema berichten können. Dann würde ich mich auch gerne wieder mehr hier einbringen und meinen Teil dazu beitragen, dass der Anteil der Betroffenen wieder wächst. Außerdem taugt mein Krankheitsverlauf (noch....!) zum Hoffnung- und Mutmachen.
Für die Zukunft dieses Threads hoffnungsvolle und liebe Grüsse,
Gabi
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