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Alt 02.09.2008, 10:56
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Thessa,

unsere Antworten haben sich gerade überschnitten

Deswegen möchte ich auch gleich drauf eingehen. Meiner Mutter geht es relativ gut. Relativ deshalb, weil sich die Nebenwirkungen von Chemo zu Chemo verlängern. Ich würde nicht sagen, dass sie von den körperlichen Auswirkungen her schlimmer werden, denn die Dosis ist ja reduziert worden. Die Füße beispielsweise sind nciht mehr so schlimm.

Was aber jetzt von Chemo zu Chemo mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist die Regenerationsphase. Zu Beginn ging es ihr die ersten 1- 1,5 Wochen nach der Chemo nicht so gut. Das war die zeit, in der sie oft lethargisch war, bzw. einfach geschlaucht von der Chemo. Inzwischen braucht sie aber 2,5, fast schon die ganzen drei Wochen, bis sie wieder am Leben teilhaben kann. Das ist zuviel. Es macht auch Angst, das zu sehen, denn die Chemo ist ja nun leider nicht nur gut. Diese Feststellungen haben meine Mutter dazu bewegt, den Arzt um Chemo Pause zu fragen. Ohne dass sie es angesprochen hat, kam er nun gestern von selbst auf die Idee, heute wird überraschend ein CT angefertigt um den Erfolg der Chemo zu prüfen. Von der jetzigen Chemo Kombi hat sie nun die vierte Runde hinter sich und wir haben vermutet, dass sofern der Körper es mitmacht, sechs angestrebt sind.

Zur CT heute wird sie alleine gehen. Kein gutes Gefühl für Ihren Mann und mich weil sie beim letzten Mal für sich nur die negativen Dinge wahrnehmen konnte. Vor allem auch deshalb weil eben keiner von uns mehr ein Gefühl hat wie es laufen wird und ich Angst habe, dass es eine schlechte Nachricht sein wird. und sie damit alleine ist.

Sie geht seltsam ruhig damit um, ein Stück weit waren die letzten Wochen eine Art Resignation. Wir haben auch viel darüber gesprochen in den letzten Tagen und ich hoffe so sehr auf heute. ich hoffe, sie kann eine gefahrlose (wenn das überhaupt geht?) zwei wöchige Pause einlegen. Ich hoffe, die Kombi wirkt. Das hoffe ich so sehr.

Du schätzt uns falsch ein, liebe Thessa. Wir gehen nicht ruhiger damit um als Du. Wir gehen nicht besser oder gelassener damit um, sind nicht "besser". Wir sind nur schon ein wenig länger in der verdammten Mühle. Wir akzeptieren auch nciht als gegeben. Das kann man glaube ich gar nicht. Man lernt nur jedes Mal ein Stückchen mehr, sich über kleine Dinge zu freuen. Die halten aufrecht. Dass Deine Mutter schwimmen war ... toll. Vielleicht kannst Du mal etwas für Dich tun. Einen besonderen Tag einlegen. und dann erzähle Deiner Mom davon. Ganz ungehemmt - und vor allem ohne schlechtes Gewissen. Lass sie teilhaben, sie zieht sicher auch Kraft daraus. Es klingt komisch, aber ich glaube, dass was die lieben Mamis sehen wollen ist, dass ihre Töchter dennoch ein Leben führen.

Gib Dir ein bißchen Zeit damit umzugehen. Und wenn Du glaubst, Du brauchst Unterstützung, dann hab keine Hemmungen, einen Psychoonkologen aufzusuchen. Ich war dort auch zusammen mit meiner Mutter. Vielleicht hilft es Dir ein bißchen.

Ich drück Dich.
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Liebe Grüße - Bibi
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