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Alt 03.09.2008, 07:41
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,

auch hier noch mal ein ganz liebes Danke für Euer Engagement und das Gefühl, dass ihr mir gebt. Eben nie alleine zu sein mit all dem.

Lieber Alex,

bei vielen lese ich, dass sie sich nciht trauen zu schreiben wenn sie gutes zu berichten haben oder wenn es "einigermaßen gut" geht. Ich kann das nicht verstehen. Denn meiner Meinung nach sind es gerade die nicht-traurigen Beiträge zwischen all dem Gefühlschaos, die soviel Kraft geben und hilfesuchenden aufzeigen dass es nicht nur die Tiefs, sondern eben auch die Aufs gibt. Also bitte scheu Dich nicht zu grüßen, nur weil das Thema gerade eines ist, dass nicht nach guten Ergebnissen aussieht.

Liebe Kerstin,

ja, zum Teil hast Du Recht. Meine Mutter und ich haben auch schon viel darüber gesprochen. Ich bin so froh darüber, dass wir diese Möglichkeit haben und nutzen, denn bei vielen lese ich dass jeder für sich selbst versucht klar zu kommen und der Rest mehr außen vor ist.

Bei meiner Mutter und mir ist es so, dass ich sie fast immer starten lasse. Sie erzählt etwas, zum Beispiel von Ängsten, Nebenwirkungen, Gedanken und ich mache mich entweder schlau - oder habe es schon getan und kann ihr dann sinnvoll darauf antworten. Ich glaube, ich habe es schon mal in anderem Zusammenhang geschrieben, wir leben MIT den Krebs und eben auch MIT der Chemo. Natürlich gibt es Grenzen im Verständnis füreinander. Das ist ganz sicher auf beiden Seiten so. Aber ich bin nicht derjenige, der das Thema auf den Tisch hebt. Ich bin mehr der Reagierende, relativ häufig aber weiß ich was von ihr kommen wird und habe mich vorher schon informiert. Das hat mir schon sehr oft geholfen Ängste nehmen zu können. Meine Mutter und ich sind in dem Fall gleich, weiß man woher es kommt kann man besser damit umgehen.

Was die Natürlichkeit und "den Krebs draußen lassen" angeht, das wünschen wir uns alle besser zu können. Nun ist es aber bei meiner Mutter so, dass sie bis auf eine zweimonatige Pause seit 1 1/4 Jahr Chemo bekommt. Daher ist es natürlich nicht leicht, es außen zu lassen. Ihr Alltag ist inzwischen absolut von Tumorerscheinungen und Nebenwirkungen geprägt. Und ich bin froh, dass sie immer noch darüber spricht.

Liebe Annika,

immer wieder lese ich in Deinen Beiträgen, wie nah Du mir bist. Ich glaube, wir verfügen beide über eine große Klappe , aber eben auch über ein imens großes Herz. Ja, es ist alles etwas besonderes. Der Umgang, die Situation, die Liebe. Nicht vergleichbar, individuell und doch so ähnlich und nah.

Die Worteringerei, sie ist manchmal so schlimm, man verzweifelt fast daran. Ich glaube, es liegt daran dass man immer etwas tröstendes mitgeben möchte. Man möchte helfen. Manchmal geht das aber nicht und man ist gezwungen, gemeinsam die Trauer auszuhalten. Aber schau Dich mal um im Freundeskreis. Sicher melden sich auch bei Dir manche nicht aus Angst, etwas falsches zu sagen oder aber schlechte Nachrichten in Empfang zu nehmen. Das ist die Stärke. Trauer auszuhalten. Danke Dir.

Liebe Marita,


lange habe ich in mehreren Threads von Dir gelesen, umso mehr freue ich mich, dass Du Dich nun auch bei mir "ein bißchen zuhause fühlst". Ich kann gut nachempfinden was Dir schwer fällt. Dein Mann spricht so ungern über die Dinge, die ihn beschäftigen. Mein Vater war ebenso. Ich glaube, es liegt auch viel daran dass es eben Männer sind. Während der Chemo aber war meine Mutter zeitweise auch so. Sie konnte es mir später erklären. Sie sagt, sie sei dann leer. Und manches Mal könne sie nicht in Worte fassen, was sie beschäftigt. Sie hält es dann auch für besser, sich nicht mitzuteilen, für sie ist es dann am besten auszuhalten. Außerdem will sie nicht jeden Tag das gleiche erzählen (wobei es nur ihr gleich vorkommt), sie ist es leid. Ich glaube nicht, dass Dein Mann sich Dir entziehen möchte. Ich glaube, er kann vielleicht im Moment nicht anders.

Ich hoffe, es ändert sich bald. Stille ist schlimm. Bedrohliche Stille noch viel schlimmer.

Ich denke an Euch und bin froh dass ich Euch habe. Es tut so gut mit Euch zu reden. So ungehemmt und ehrlich.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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