AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander
Liebe Tristanne,
ich hatte schon den Eindruck, dass Du Dich auf meinen Text beziehst, deswegen habe es natürlich auch so empfunden, dass Du mich mit dem Egoismus gemeint hast.
Du hast ja schon geschrieben, dass Du das so nicht gemeint hast.
Aber ich denke, Du hast schon recht mit dem was Du in Deinem letzten Beitrag schreibst, vor allem im Bezug auf die Bekannten. Meine Mom und ich hatten sicherlich nicht durchweg ein harmonisches Miteinander, da waren schon im Laufe der Jahre viele Zwiste. Das, wovon Du sprichst, ähnelt mehr dem, das man sich als Angehöriger die Absolution von demjenigen holen möchte, der an einer Krankheit wie dieser leidet. Und Du hast ganz recht, bzw. ich kann denjenigen gut verstehen der dann sagt dass es jetzt zu spät dafür ist und natürlich anderes als die - in dem Fall - egoistische Sorge des Angehörigen im Vordergrund steht.
Dinge, die wir ausgesprochen haben waren eher Dinge, die im Laufe der Jahre in irgendeiner Weise wichtige Stellen eingenommen haben, aber immer in Gesprächen "umschifft" wurden. Und wo - sowohl meine Mom, als auch ich - den Austausch bisher einfach nicht gewagt hatten. Absolutionen in dem Sinne standen Gott sei Dank nie im Raum. Wohl aber hatte mir meine Mom ein paar Monate vor ihrer Diagnose gesagt, sie hätte jetzt ein neues Leben (neu verheiratet) und sie hielte nichts von diesen regelmäßigen, sonntäglichen Besuchen, sie sei lange genug Mama gewesen ....
Daraufhin zum Beispiel war ich ganz schön eingeschnappt und habe mich natürlich sehr zurück gezogen. Dennoch war ich die erste, die sie anrief, noch bevor sie zum nächsten Arzt fuhr als die Röntgenbilder des Tages den Verdacht nahe legten. Und ich war sehr schnell bei ihrem behandelnden Arzt, noch bevor sie aus der Besprechung zurück war. Solche Themen haben wir dann schon besprochen, ich wollte wissen wieso sie mich auf Abstand bringen wollte. Wollte wissen woher das kam. Es lag auch viel an ihren Erkrankungen und es war gut und richtig, das zu verstehen. Auch zu verstehen, dass sie mit gewissen Handlungsweisen von mir nicht klar kam.
Für meine Mom und mich war es gut, über alles gesprochen zu haben. Und auch jetzt versuchen wir immer, alles sofort zu klären. Das war schon immer meine Denkweise. Es entspricht ein bißchen dem "Carpe diem", nur das eben vor dem Hintergrund einer solchen Erkrankungen allen auf einmal sehr viel bewusster wird, wie schnell die Chance verstreichen kann etwas richtig zu stellen.
Ein gesprochenes Wort zurücknehmen zu wollen
hieße,
das gefallene Blatt wieder an den Baum zu nageln.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
Geändert von Bianca-Alexandra (11.09.2008 um 15:17 Uhr)
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