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Alt 05.10.2003, 21:12
Gast
 
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Standard Erfahrungen Speiseröhrenkrebs

Hallo Bettina!

Für mich ist die Nachricht, daß mein Vater todkrank ist noch sehr frisch. Ich weiß es ja erst ein paar Tage. Ich sehe, wie er leidet und Schmerzen hat und kann nichts für ihn tun. Das tut mir besonders weh. Und er hat noch so viel vor. Du hast Deinen Vater jetzt seit der Krankheit über 1 Jahr - ich weiß nicht, wie lange ich meinen noch haben werde. Ich liebe ihn über alles und bin sehr verzweifelt. Ich könnte die ganze Zeit über heulend rumlaufen. Nicht mal nachts habe ich meine Ruhe, da plagen mich Alpträume. Ich reiße mich zusammen und weine nicht vor meiner Familie. Diese Ungewissheit ist mit das Schlimmste. Ich weiß nicht, wie die Bestrahlung anschlagen wird. Ich habe 1000 Fragen. Wieso wird z. B. keine Chemo parallel gemacht? Ich habe oft das Gefühl, zu wenig Informationen zu bekommen, ich müsste mich vielleicht mehr informieren und nicht nur hier im Forum herumjammern. Aber egal, was ich mache, ich habe das Gefühl, mir sind die Hände gebunden. Es bringt nichts, ich drehe mich im Kreis und kann nichts tun. Mittlerweile habe ich selbst Magenschmerzen bekommen, vielleicht bekomme ich eine Magenschleimhautentzündung. Aber selbst das ist mir egal. Ich habe nicht mal mehr Appetit. Ich esse nur, wenn der Hunger zu groß wird. Mit Freude kann ich seit der Diagnose nichts mehr machen. Heute z. B. hat sich mein Vater mir Zuliebe zusammengerissen und hat mit mir etwas unternommen. Ich habe ihm gesagt, er soll sich schonen und nicht für mich quälen aber er wollte es. Und als wir in einem Lokal saßen und er etwas essen wollte, was mal wieder nicht ging, weil er andauernd würgen musste und höllische Schmerzen hatte, da hatte ich auch keinen Bissen mehr herunter bekommen. Er hat doch nur ein winziges Stückchen gegessen und nicht mal das ging. Ich frage mich oft, wie ich mein Leben noch "genießen" soll, wenn es meinem Vater so schlecht geht. Das macht doch keinen Sinn.
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