AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca
Guten Morgen, ihr alle ...
Auch, wenn es bei uns kein so guter Morgen ist, und der trübe Himmel passt dazu ...
Meiner Mutter geht es sehr schlecht - sie ist am Boden zerstört ...
Wir hatten uns ja riesig gefreut, dass sie die OP am Mittwoch so gut überstanden hatte. Am Freitag (!) hat mein Vater auf energisches Drängen hin ("Heute verlasse ich die Klinik erst, nachdem ich einen Arzt gesprochen habe!") erfahren, dass die OP nach zwei Stunden abgebrochen werden musste. Wie er es verstanden hat, liegt der Tumor um die Hauptvene herum, und da könne man nicht schneiden, auch seien wohl wesentlich mehr Lymphknoten befallen, als gedacht ... Am Montagabend hat er dann endlich (auch mein Drängen, warum ich denn meine Mutter nicht mal anrufen solle) damit herausgerückt ... Die Ärzte verbreiten dennoch Zweckoptimismus ("Man darf doch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen - wir müssen doch alles versuchen ...") und bieten jetzt als Alternative Bestrahlungen an - meine Mutter muss sich deswegen nächsten Mittwoch vorstellen. Was da genau geplant ist, und welche eindeutigen Befunde jetzt vorliegen, weiß ich noch nicht - vor halb elf brauche ich eh nicht zu meinen Eltern zu gehen ... Allerdings hieß es ja, die OP sei die einzige Therapieoption, was ja auch durch meine ganzen Internetrecherchen bestätigt wurde. Welchen Zweck jetzt die Bestrahlungen haben sollen, weiß ich noch nicht - ich könnte mir vorstellen, dass diese für die Lymphknotenmetas bestimmt sind ....
Meine Mutter ist seit Donnerstag daheim - mein Vater hat sie heimgeholt, weil sie ein psychisches Wrack war. Sie konnte das Krankenhaus nur dann einigermaßen ertragen, wenn mein Vater bei ihr war - sobald sich seine "Gehzeit" genähert hat, kamen Panikattacken und regelrechte Zusammenbrüche, die Dosen der Beruhigungstabletten wurden von Tag zu Tag höher ....
Unser Urlaub war wunderschön - zumindest tagsüber ... Wir haben ganz tolle Bergtouren gemacht, das Wetter war der Übertraum - ich bekam den Kopf ziemlich frei, konnte buchstäblich durchatmen ... Aber abends kamen dann die Gedanken, die Ängste ... Ich war körperlich wirklich erschöpft (kein Wunder bei bis zu 7 Std. Gehzeit bei 1.500 Höhenmetern einfach ...), aber ich konnte nachts immer nur häppchenweise einigermaßen schlafen .... Tagsüber war ich von der schönen Natur im Ennstal so gefangen und abgelenkt, nachts war dann Kopfkino angesagt ... Erholung sieht eigentlich anders aus - aber trotzdem hatte ich das Gefühl, wirklich Kraft zu schöpfen. Außerdem sind unsere langjährigen Vermieter so unglaublich liebe Menschen, das baut schon auf. Ich hab auch gelernt, zu differenzieren, wem ich etwas "schuldig" bin und wem nicht ... Meine "beste" Freundin ist nämlich immer noch beleidigt, weil ich unseren Urlaub wichtiger fand als die Feier ihres 50. Geburtstags - nicht mal das Argument, dass ich im Moment alles andere als gesellig und feier-launig bin, lässt sie gelten .... Als ich das unserer Vermieterin erzählt habe, hat sie nur gemeint "... wenn das deine beste Freundin ist, bist du aber arm dran ..."
Ich muss jetzt mal schauen, welche Befunde meine Eltern mitbekommen haben, ob ich da was draus ersehen bzw. hier hinterfragen kann. Und dann habe ich mir fest vorgenommen, mir zuhause "Inseln" zu schaffen - mich nicht allzusehr von der Situation vereinnahmen zu lassen. Es wird schwer werden - aber ich habe das Gefühl, ich dürfte die Kraft und die schönen Erinnerungen aus dem Urlaub nicht einfach im Alltag untergehen lassen, es wäre "vergeudet" ....
Ich wünsche euch allen ein besseres Wochenende als das, was ich wohl haben werde - ich hab ein bisschen Angst vor der Begegnung mit meiner Mutter nachher. Wir haben uns so gut gelaunt und optimistisch vor der OP getrennt, und jetzt das ... Ich habe ihr übrigens (auch ein lieber Rat meiner "Ferien-Mama" Edda - ist nur zwei Jahre jünger als meine Mutter) ein Herz aus Bergkristall mitgebracht - das soll Kraft und Energie spenden, wenn man es in der Hand hält - ob es stimmt, weiß ich nicht, die Leute aus den Bergen glauben dran, und es fühlt sich wunderbar in der Hand an ...
Herzliche Grüße, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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