Oh Mann und ich dachte schon, ich hätte Paranoia, wenn ich hier im Büro sitze, weiß es geht Paps schlecht und bei jedem Anruf ohne Nummer im Display zusammenzucke... (es werden nicht alle Nummern angezeigt, seine kommt auch ohne Kennung an).
Paps wohnt ja alleine und ich bin froh, dass die Nachbarin sehr aufmerksam ist. Ich kann nicht öfter als 3mal die Woche zu ihm fahren.
Wie gehe ich damit um, Iris? Gute Frage. Eigentlich gar nicht. Ich habe einfach ein schlechtes Gewissen. Das geht schon damit los, wenn mein Mann was leckeres kocht und ich weiß, dass das nichts zum Einfrieren/Aufwärmen ist und ich Paps davon also nichts vorbeibringen kann. Das geht weiter, wenn ich weiß, dass es ihm ein, zwei Tage nach der Chemo gut geht, danach aber zwei Tage sehr schlecht. An einem dieser beiden Tage bin ich dann immer da, nur eben auch nicht 24h. Deshalb bin ich ja jetzt so froh, professionelle Unterstützung durch den Pflegedienst zu bekommen. Es beruhigt mich einfach (hoffe ich), zu wissen, es ist jemand da.
Anfangs (nach der Diagnose) packte mich der Chef in Watte und keiner hier hat sich getraut, mal zu lachen, das habe ich aber ganz schnell wieder "abgestellt"
Ich will nicht, anders behandelt werden, ich bin ja schließlich nicht betroffen, sondern nur Angehörige. Nichtsdestotrotz tut die Option mehr als gut, jederzeit alles stehen und liegen lassen zu können, wenn etwas wäre. Mit guten Gedanken für ihn und dieser Option rette ich mich über diese schlechten Tage. Ich versuche mir dann auch zu sagen, wenn er damit (auf seine ganz eigene Art) umgehen kann, dann sollte ich es auch können. Und außerdem - das habe ich hier gelernt - halte ich mir vor Augen, dass er trotz allem ein erwachsener und selbstverantwortlicher Mensch ist und ich ihm nicht alles ab-/wegnehmen kann und auch nicht darf. Der Grat zwischen "sich-genug-kümmern" / "genug tun" und "dem Absprechen seiner Selbstverantwortung" ist für mich sehr schmal und ich muss ihn auch immer wieder neu finden. Vielleicht gehts Dir auch so?
Selbstzweifel und schlechtes Gewissen sind nur zwei der vielen vielen Gefühle, die auf mich einströmen. Und ich denke, so geht es Dir jetzt auch, gel...
LG
Ypsi