AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander
Ihr Lieben,
zu allererst die gute Nachricht; für eine Lungenentzündung konnte kein Hinweis gefunden werden, wenn dann wohl eher eine Bronchitis. Nun die zweite gute Nachricht: Wir dürfen sie morgen mit nach hause nehmen.
Und jetzt möchte ich Euch allen noch etwas sagen, dass mir auf dem Herzen liegt.
Ich verstehe dass es Euch leid tut, dass wir diesen Weg gehen müssen. Aber ich habe ihn als BEstandteil akzeptiert. Und ich glaube, meine Mom genauso. Seit uns so klar ist, dass die Krankheit sich nicht zähmen lässt - ich kann es Euch nicht richtig beschreiben. Wir leben MIT dem Krebs. Ja, es tut weh. Aber es tut meiner Mam doch so viel mehr weh. Nein, ich finde die Worte nicht, sie stecken fest.
Was ich sagen will ist dass uns klar war, dass dieser Weg kommen wird. Ihr wisst ja dass sie immer alles wissen wollte. Wir wissen sehr genau, was in ihrem Sinne ist und ich bin so froh, denn ich stelle es mir so schlimm vor "abschätzen" zu müssen, was sie wohl gewollt hätte.
Und wir gehen diesen Weg zusammen. Natürlich, ich weiß dass ich nur begleiten kann. Aber es gehört zum Weg. Und das ist in Ordnung. "kämpfen" muss ich in meinen Augen nur dann, wenn ich sehe dass die Medikamente falsch sind (!) ... und wieder: was machen bloß Menschen ohne Verwandtschaft die eine 24h Betreuung gewährleistet?... Wenn sie andere Medikamente ohne Erklärung bekommt. Gekämpft habe ich auch um den Beistand meiner Familie. Um die Natürlichkeit. Kämpfen werde ich auch, um alles zu ermöglichen dass sie keine Schmerzen und keine Luftnot ertragen muss.
Aber wir hardern nicht mit dem Schicksal. So schlimm es ist, es hat uns die Möglichkeit gegeben, die Zeit als wertvoll zu empfinden. Sie zu nutzen. Die wahren Werte wieder zu sehen. Zu fühlen. Ängste anzufassen und gemeinsam zu bewältigen. Keine Geheimnisse. Intimität und Vertrauen.
So weh es mir tut wenn ich sehen muss dass sie Schmerzen hat und sich mit dem Blick, diesem ängstlichen Blick, in meinen Augen fest hält. So gut tut es mir auch, dass wir es geschafft haben, dies aufzubauen. Das meine Augen alleine schon ihr Halt geben können. Zumindest ein wenig. Ich täusche mich nicht über das hinweg was sie aushalten muss. Es ist ihr Weg. Und alles was geht werden wir dazu beitragen damit sie diesen Weg möglichst gut gehen kann.
Ich bin so dankbar um diese Zeit. So dankbar. Und es tut mir so weh, dass ich diese Zeilen hier geschrieben habe. Liebe Gabi, besonders Dein Feedback. Und das einen Tag vor der beginnenden Bestrahlung. Wir hatten so viel gute Zeit. Wir haben soviel Glück gehabt. Ich wünsche Dir, dass auch Du dieses Glück haben darfst. Und noch soviel mehr. So unendlich viel mehr.
Ich empfinde es nicht als "Kraft" haben müssen. Ich empfinde das als selbstverständlich. Von meiner Seite. Sie zu begleiten. Nicht von ihr zu weichen (es sei denn, sie möchte das nicht, aber das war bisher nicht der Fall), da zu sein. Die "Kraft", die braucht meine Mam. Die Kraft, zu akzeptieren dass Schmerzen nichts sind, was man aushalten sollte um die Dosis nicht zu erhöhen. Die Kraft, die schönen Dinge dennoch wahr zu nehmen. Die Kraft, nicht nach dem Warum zu fragen.
Das wünsche ich mir. Ich wünsche mir, dass meine MOm schönes wahr nehmen kann. Ich wünsche mir, dass sie sich ein bißchen über Dinge freuen kann. So sehr. Ohne den Gedanken daran wie uns die Zeit zerrinnt. Und ich wünsche ihr Gnade. Und nichts mehr als das.
Ihr Mann hat alle beruflichen Aufgaben - soweit es ging - delegiert. Heute sein letzter Tag wo er arbeiten "muss". Ich habe ab nächster Woche für eine Woche Urlaub, kann aber jederzeit auch vorher gehen, darf jederzeit Urlaub einreichen. Wir möchten es zuhause so richtig gemütlich machen. Canapes per Lieferservice? Privatfeuerwerk im Garten? Mit dem Rollstuhl in den Park? Nachts an den Rhein? Egal. Egal was es kostet, egal wie verrückt. Und ich hoffe, dass sie Ihren Mann noch kirchlich heiraten kann. Sie sidn ja seit 23.12.2006 standesamtlich verheiratet. und er hat meine mom gebeten, dass sie noch kirchlich heiraten. ich finde das so schön. dieses liebesbekenntnis. im ganz kleinen rahmen. ohne brim borium. wie ihr seht, es gibt viel zu organisieren. Klein Krafti darf wieder etwas tun.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
Geändert von Bianca-Alexandra (23.09.2008 um 13:21 Uhr)
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