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Alt 06.10.2008, 21:37
Häsi Häsi ist offline
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Standard AW: Palliative Behandlung; ambulant, stationär, Hintergründe und Ängste

Hallo Ihr Lieben,

zu diesem Thema möchte ich auch ein wenig beitragen. Als das Wort Palliativstation oder Hospiz das erste Mal durch die Ärzte gefallen ist, haben wir alle einen ziemlichen Schock bekommen. Mit sehr mulmigen Gefühl sind meine Mama und ich vorab auf die Palliativstation in München und haben uns erst mal schlau gemacht - bevor wir rein sind, haben wir uns fest an der Hand genommen und uns Mut gemacht. Aber wir wurden positiv überrascht und von Anfang sehr herzlich und offen behandelt worden - zum ersten Mal seit Beginn der Krankheit wurde uns in einem Krankenhaus "Zeit zum Zuhören" geschenkt und wir konnten somit mit einem sehr guten Gefühl im Bauch nach Hause fahren... und dieses positive Gefühl auch an meinen Papa weitergeben. Zunächst haben wir ihm aber auch versprochen ihn nicht wegzugeben - solange wir es daheim selber schaffen. Irgendwann kam aber leider der Zeitpunkt an dem es einfach nicht mehr ging... und mein Papa wollte selbst auf die Palliativstation.

Von Anfang an wurde er absolut respektvoll und ich möchte sagen fast liebevoll betreut worden. Von Ärzten und Pflegern. Ich kann nur den Hut ziehen vor den Menschen die dort arbeiten - sie tun das aus Berufung und ich werde ihnen nie vergessen was sie für uns getan haben. Damit ich die Nacht bei meinem Papa bleiben konnte, wurde der zweite Patient in ein anderes Zimmer verlegt... sie brachten mir Decken und haben nachts immer wieder nach mir geschaut. Selbst den eigenen Kaffee haben sie morgens um 5 Uhr mit mir geteilt. Als es dann in der dritten Nacht zu Ende ging (ich war nach zig Stunde im KH für ein paar Stunden zum Schlafen heimgefahren) wurden wir angerufen und wir sind natürlich sofort losgefahren - als wir reinkamen, saß eine Schwester an seinem Bett und hat ihm die Hand gehalten. Sie haben ihn nicht alleine gelassen bis wir da waren... und er hat gewartet bis alle seine Lieben bei ihm waren. Und dank der kleinen Engel auf dieser Station war es möglich, dass er schmerzfrei und sehr human gehen durfte. Wir konnten ihn bei seinem letzten Gang begleiten und in Ruhe Abschied nehmen.

Ich schreibe das so ausführlich weil ich vorher so viel Angst vor dieser Station und der Situation an sich hatte - heute aber so froh bin, dass wir diesen Weg gegangen sind. Das hat ihm so viel Leid erspart. Man muss also keine Angst haben... es sind die eigenen Geister und Bilder im Kopf die einen Vorbehalte haben lassen... dies ist aber wirklich unbegründet.

Ach ja, ich schreibe hier von der Palliativstation der Barmherzigen Brüder in München - ein ganz großes Danke schön!!!

Ich wünsche Euch allen alles Liebe und ganz viel Kraft!
Sandra
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