Morphium
Morphium war für mich bisher ein Begriff für ein Mittel, das mir Angst macht. Platzhalter für das Wort "es geht nichts mehr" außer Morphium. Morphium hieß für mich, keine bewusste Wahrnehmung, gezählte Tage.
In den letzten beiden Wochen habe ich aber viel darüber gelernt. Mir wirklich etwas anzulesen, dazu hat die Zeit nicht gereicht und ich bin dankbar für Korrektur wenn ich etwas falsch wiedergeben sollte.
Meine Mutter bekommt zur Zeit folgende Dosierung:
Spiro Comp. 1 - 1 - 0 (Entwässerung)
Dexamethason 2 mg 1 - 1 - 0 (Cortison)
Novalgintropfen 20 - 20 - 20 - 20 (Schmerz)
Morphin 20 mg, 8°° und 20°°
Bromazenil 6 mg 0 - 0 - 0 - 1/4 (Beruhigung)
Movicol Beutel 0 - 0 - 1 (abführend)
Nach Bedarf außerdem ein schnell wirkendes Morphium (7,5mg) und Tavor, dass sind Schmelzplättchen die vor allem beruhigen und auch bei Angstzuständen sehr helfen. Es beruhigt eben auch die Atmung.
Gewundert haben wir uns über die Novalgintropfen (vorher bekam sie statt dessen Paracetamol 2 - 2 - 2 - 2. Beides kannten wir ja schon aus der Schmerzbehandlung als von Krebs keine Rede war und hielten es offen gesagt für lächerlich sie zu verabreichen. Aber es bildet eben eine gute Basis der Schmerzbekämpfung. Paracetamol war zudem auch Fiebersenkend. Die Bromazenil nimmt sie nicht immer, letzte Nacht hat sie sie zum Beispiel weggelassen. Movicol muss genommen werden, die Gefahr der Verstopfung ist bei Schmerzmittel, vor allem bei morphium zu hoch. Sie hatte eine Zeit lang sehr viel Last mit Wassereinlagerungen, inzwischen kaum noch deswegen sind die Spiro reduziert worden.
Die Schwester und auch der Palliativmann haben mir zu Morphium folgendes gesagt: Die Dosierung ist gering bisher und das größte Problem der Behandlung sei die Hemmschwelle, es zu nehmen bzw. aufzustocken wenn es notwendig ist. Man muss schneller sein als der Schmerz. Das liegt daran, dass die Nerven auch ein Schmerzgedächtnis haben. Hat man den starken Schmerz also einmal zugelassen, ist zu Beginn eine sehr starke Dosierung notwendig um ihn wieder einzufangen.
Das haben wir im Krankenhaus gesehen. Es waren viele Spritzen notwendig bis es meiner Mutter wieder einigermaßen erträglich ging. Sie hat zu lange versucht, den Schmerz auszuhalten. Morphiumn oral und in die Haut gespritzt bildet ein Depot. Das bedeutet, dass es zum einen einige Stunden braucht bis ein Level aufgebaut ist, aber auch, dass es sich langsam abbaut. unter die Haut gespritzt legt es wohl ein sog. Depot an. Uns wurde gesagt, das Bewusstsein sei erst bei intravenöser Gabe gefährdet. Ob das wirklich stimmt weiß ich nicht - und zweifle ich auch an. Aber was die Spritzen in den Bauch und die Tabletten angeht konnte ich nichts anderes beobachten. Gegen Abend am zweiten Tag der Schmerzeinstellung nach vielen Spritzen war meine Mutter schon "weniger wach", aber sie traute sich auch den ganzen Tag nicht zu schlafen und nickte dann am Abend immer wieder weg. Sie hat aber zu keiner zeit gelallt oder andere Dinge gezeigt, die meine Sorge um das Bewusstsein untermauert hätten. Allerdings ist sie seit Morphium schon ein bißchen verwechslungsanfälliger.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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