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Alt 07.10.2008, 12:01
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Palliative Behandlung; ambulant, stationär, Hintergründe und Ängste

Liebe Annika,

ich weiß genau was Du meinst und wir unterhielten uns schon vor ein paar Wochen darüber. Meine Ma und ich haben früher angefangen, die Straße entlang zugehen. Und wenn mir jemand gesagt hätte, Morphium wirkt so und so, ist so fein dosierbar, bedeutet nicht gleich Bewusstseinsverlust.... Dann hätte mir das ganz sicher sehr viel Panik erspart. Da bin ich hundert Prozent sicher. Deswegen schreibe ich darüber. Eben um zu zeigen, dass wir WIRKLICH eine schöne Zeit verbringen. Ich würde manches mal gerne ein Video einstellen damit es annehmbar ist, ich habe auch oft geglaubt dass vielleicht das ein oder andere hier bewusst weniger "dramatisch" dargestellt wird um keine Angst zu machen.

Aber das ist es ja eben, ich schreibe Euch wie es wirklich ist. Eben um zu zeigen, dass man keine Angst haben muss. Und vor allem auch um zu zeigen, dass es Hilfe ist, die man besser annimmt, bzw. sich rechtzeitig darüm kümmert. Wir haben drei Tage gebraucht, um jemanden beim ambulanten Palliativdienst zu erreichen. Und jetzt sind wir so unendlich froh dass wir diese Menschen "auf unserer SEite" wissen. Denn meine Ma hat eine PAtientenverfügung. Dadurch fällt für uns die Option Notarzt und Krankenwagen aus. Außer dem Palliativdienst haben wir noch meinen Hausarzt. Hätte ich diese Dinge nicht rechtzeitig in die WEge geleitet, hätte ich jetzt Angst und wäre überfordert mich jetzt darum zu kümmern. So habe ich das Wissen im Hinterkopf und für mich ist es ein Anker. Ein Anker, der sehr viel Ruhe bringt.

Liebe Mapa,

Du schriebst die Hoffnung ändert sich. Bei mir ist es nicht ganz so. Denn beim Kleinzeller war mir von vornherein klar dass es keine Umleitung gibt. Das es, wenn Du so willst, in unserem Fall nicht die Option gibt, den Krebs zu besiegen. Für mich war die Hoffnung von vornherein die auf eine schöne Zeit. Und nie auf lange Zeit. Einfach nur auf schön, liebevoll, angstfrei, entspannt, schmerzfrei.

Es hat mir den Boden weggezogen, dieses Wort palliativ und ich weiß sehr genau was ihr meint wenn ihr davon sprecht. Aber nachdem ich jetzt WIRKLICH palliative Behandlung im Sinne von reiner Schmerz- und psychischer Behandlung durch Medikamente erfahren durfte, sehen durfte, wie viel besser es meiner Ma geht, seit dem bin ich einfach nur dankbar dafür. Meine Hoffnung ist nach wie vor da. Aber die Angst, die Schmerzen die ich, wenn auch nur kurz, in Ihren Augen sehen musste, die hat mich gelehrt was es bedeuten kann sich gegen Schmerzbehandlung aus Angst aufzulehnen.

Und das möchte ich gerne ersparen.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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