junge Frauen und der Tod der Mutter
Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann?
Wieviel Sinne hat der Wahn?
Lohnen sich Gefühle?
Wieviel Tränen passen in einen Kanal?
Leben wir noch mal?
Warum wacht man auf?
Was heilt die Zeit?
(H. Grönemeyer)
Die Zeit heilt nichts. Schon gar keine Wunden - so viele Leute haben mir diesen blöden Spruch ins Gesicht geschleudert; wie gern würde ich jetzt das Gegenteil zurückschreien...
Hallo Sandrah,
hallo Katrin, Damaris, Alessa und all ihr anderen,
ich war auch einige Wochen nicht mehr hier. Es zieht mich momentan wenig in dieses Forum; ich habe das Gefühl, je öfter ich hier bin und die Beiträge lese, um so aufgewühlter werde ich. Der Verlust wird immer schmerzlicher, je länger er her ist. Die Zeit heilt keine Wunden, sie reißt sie nur noch mehr auf. Der erste Todestag meiner Mutter (19.12.) nähert sich mit großen Schritten und vor der kommenden Zeit habe ich einfach nur Angst. Nasskalte, neblige Tage und lange Nächte - und dann plötzlich Weihnachten, das Fest der Familie, das sie so geliebt hat, und das ich nun so hasse - wieder ohne sie, schon das zweite Mal. Ich denke ständig an ihre letzten leidvollen Wochen, die schwere Zeit im Krankenhaus, die sich jetzt bald jähren. Am liebsten verdränge ich all das nur noch, mag gar nicht mehr dran denken, und dann wieder erwischt es mich eiskalt von hinten und zieht mich einfach mit runter. Ich kann nichts dagegen tun. Geht es Euch auch so oder habt Ihr eher das Gefühl, je länger her je leichter wird es?
Liebe Sandrah,
der Alltag nach dem Urlaub ist schrecklich. Vielleicht liegt es daran, dass man versucht zu entkommen, wegzulaufen. Im Urlaub denkt man oft vieles ist so leicht, leichter zu schaffen, als es dann im Alltag ist. Die Wirklichkeit holt einen eben schnell wieder ein. Die Sache mit dem Grabstein war auch für mich schwer. Viele Gedanken, Erinnerungen und der schmerzliche Verlust, alles kommt wieder hoch, hatte man gerade doch noch genug Kraft gesammelt, um überhaupt die Sache in Angriff zu nehmen, da war sie auch schon wieder aufgebraucht. Wenn all die guten Wünsche ehrlich gemeint waren, müsste doch noch so viel Kraft da sein? Bei mir nicht, alles aufgebraucht. Und neue Reserven bilden sich so langsam, dabei braucht man doch so viel davon.
Liebe Tina,
Deine Angst, auch an Krebs zu erkranken, kann ich gut nachempfinden. Gerade letztens glaubte ich, einen Knoten zwischen Arm und Brust zu spüren, ich hab mich so verrückt gemacht, dass ich ständig daran rumgefühlt habe. Und so hat es dann bei jeder Bewegung weh getan. Ich habe mir Gedanken gemacht, was wäre, wenn es wahr wäre. Dann wieder alles verdrängt, kann nicht sein, war gerade erst eine Woche vorher beim Arzt zur Kontrolluntersuchung, und dann habe ich es einfach gelassen und mir verboten, noch einmal zu fühlen, zwei Tage lang, wenn es dann noch da wäre, noch einmal zum Arzt zu gehen. Und was war nach schon einem Tag? Nichts mehr. Ich glaube, man macht sich wirklich viel zu verrückt und das bringt nichts. Im Gegenteil, wie Katrin schon sagt, es macht einen krank. Ich versuche, nicht daran zu denken, dass man quasi jetzt zur Risikogruppe gehört. Wer sagt das überhaupt? Es sind nur Theorien, nichts bewiesen. Aber ich glaube fest daran, dass Stress eine große Rolle dabei spielt, anfällig für Krebs zu sein und daher versuche ich, auch wenn es mir nicht immer gelingt, so gelassen wie möglich zu leben, mich nicht mehr so über alles unwichtige aufzuregen und einfach das Leben zu genießen. Es ist doch so kurz. Und so wertvoll!
- Leben wir noch mal? -
Ich muss das, was ich am Anfang geschrieben habe, korrigieren. Ich fühle mich nicht schlechter, wenn ich hier bin, es geht mir besser, jetzt, wo ich meine Gedanken aufgeschrieben habe. Danke fürs Zuhören, auch wenns mal wieder länger war - Schön, dass es Euch gibt!
Kiki
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