Liebe Pauline,
diese Angst, die du in dir hast, ist völlig normal und auch verständlich ...
Auch mich erschreckt oft, wie schnell es manchmal gehen kann - aber dann lese ich wieder von Menschen, die sämtliche Prognose gut und lang überleben .... Es ist alles so unsicher - vielleicht macht es uns das so schwer, dass man sich eigentlich auf nichts einstellen kann ...
Ich genieße momentan, dass es meiner Mutter - trotz einiger Begleiterscheinungen der Bestrahlungen - relativ gut geht. Das sind die Zeiten, wo ich zuversichtlich bin, dass wir alles packen, was noch auf uns zukommen wird ... Hin und wieder kommen die Ängste hoch, aber zur Zeit fühle ich mich recht gelassen ... Ich habe für mich eingesehen, dass ich alles getan habe, was ich tun konnte - und dass ich nichts an der Tatsache ändern kann, dass meine Mutter in relativ kurzer Zeit nicht mehr da sein wird. Ich kann jetzt unverkrampfter mit meinen Eltern umgehen, und ich habe den Eindruck, dass ihnen das auch gut tut. Ich schubse zwar immer noch sanft, wenn ich meine, dass es nötig ist - aber ich komm nicht mehr mit dem Rammbock

... Ich glaube wirklich, je normaler (soweit das bei einer solchen Diagnose überhaupt möglich ist) man mit den Kranken umgehen kann, desto besser ist es auch für diese ...
Vor dem unvermeidlichen Ende habe ich auch Angst, weil ich nicht weiß, was da auf uns zukommen wird. Aber ich habe jetzt schon so viel Tröstliches hier gelesen, dass unseren Angehörigen gut geholfen werden kann, z. B. mit Sauerstoffgeräten für Zuhause, gut abgestimmten Schmerzmitteln und dergleichen ... Vielleicht ist zuletzt auch eine Palliativstation oder ein Hospiz nötig, das sind Sachen, auf die man sich meiner Meinung nach schon vorbereiten sollte (also abklären, wo und wie ist so etwas möglich? wo bekomme ich z. B. Pflegebetten oder einen Pflegedienst?) - aber dann würde ich es erst mal wieder irgendwo "ablegen", wo man nicht dauernd drüber stolpert, es aber bei Bedarf wieder hervorkramen kann.
Es gibt doch diesen Film "Angst essen Seele auf" - das sagt eigentlich alles, unsere Angehörigen zehrt die Krankheit aus und uns unsere Angst und Sorge ... Ich wünsche dir, dass auch du eine gewisse innere Ruhe und Gelassenheit finden kannst, damit du nicht auch noch an Kraft verlierst.
Alles Liebe für dich,
Karin