Liebe Mirjam.
Auch ich bin zurzeit KK-abstinent.
Ich lese oft mit, kann aber nicht wirklich meine Gedanken äußern.
Ich schieb’s aufs Wetter, die Jahreszeit, die Dunkelheit, die Kälte – und meinen momentanen Zustand, bei dem sich zurzeit sehr viel um meinen Papa dreht und alles wieder aufwühlt.
Das ganze Jahr über gings mir gut – jetzt packt mich der Schmerz da, wo ich ihn nicht bekämpfen kann. Ich muss ihn einfach zulassen.
Zu oft findet man sich besorgt und mitten drin im Leben anderer, die einem schon sehr ans Herz gewachsen sind bzw. die man persönlich kennenlernen durfte.
Grade jetzt, wo ich traurig und verletzlich bin, greifen die Klauen der verschiedenen Schicksale noch stärker nach mir. Ich mache den Rechner nicht aus und denke, dass es dann gut ist. Ich nehme die Gedanken, die Menschen mit in meinen Tag, in mein Leben und hoffe und bange und denke...
Ein dämlicher Kreislauf mit der OP – die kann nur gemacht werden, wenn der Muskel gestärkt wird. Aber jede Bewegung tut weh, weil keine OP gemacht wurde.
Diese Hilflosigkeit... DAS ist es, was einen zermürbt.
Ich denke an früher... Ich bin hingefallen, hab mir mein Knie aufgeschürft und geweint – Papa hat mich getröstet und 3x gepustet, dickes Pflaster drauf und fertig. Alles wieder heile. Hauptsache, Papa hats bemerkt und ich war auf seinem Schoß, er hatte seinen Arm um mich, seine Hand, die meine Tränen trocknete...
Warum bloß können wir das heute nicht genau so zurückgeben!!!!!
Wir würden uns die Luft aus dem Leib pusten, wir würden kilometergroße Pflaster aufkleben und literweise Tränen aufsammeln – nur, damit alles wieder so wird wie es mal war...
Mirjam, ich hoffe, deine Mama wird die Medikation gut vertragen und auch die Kraft haben, die neue Chemo gut zu überwinden.
Wie geht es ihr mit den Ergebnissen?
Geht sie noch in die Tagespflege?
Ich drück dich.