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Alt 02.11.2008, 16:30
Linde Linde ist offline
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Standard AW: Aus Rücksicht "lügen"?

Hallo J.F.,

ja, natürlich wissen wir alle, dass wir eines Tages sterben müssen. Aber seien wir ehrlich, die meisten von uns schieben das weit von sich und denken nur selten daran. Bekommt man aber selbst, oder ein Angehöriger, eine Diagnose mit so einer "überschaubaren" Lebenserwartung (lt. Statistik), dann beeindruckt einen das gewaltig. Der Tod rückt dann sofort ein Stückchen näher, wird greifbarer...

Eigentlich sind wir ja alle "immer vom Tod umfangen", können jederzeit vom oft zitierten Ziegel am Kopf getroffen werden. Im Grunde weiß niemand etwas Sicheres über seine Lebenserwartung. Trotzdem: Mit Diagnose und Statistik wird das Wegschieben sehr, sehr schwierig.

Was du über die kleinen Glücksmomente und die kleiner und überschaubarer werdenen Wünsche schreibst, empfinde ich auch so. Das betrifft auch die Angehörigen! Plötzlich reduziert sich der Wunsch an den Tag auf die Hoffnung, den kranken Vater beim Besuch im Spital halbwegs schmerzfrei und mobil anzutreffen, ohne dass irgendwelche Schläuche an ihm hängen oder er verwirrt ist und im Bett vor sich hindämmert...

Der Wunsch an die nächsten Monate ist reduziert auf die Hoffnung, dass mein Vater sie noch erleben darf, dass er sie ohne zu große Qualen erlebt, und dass die Familie das Weihnachtsfest noch zusammen feiern kann, möglichst zu Hause.

Ich bin auch dabei, mit eine Liste zu machen, mit Dingen, die ich vielleicht gemeinsam mit meinem Vater noch tun kann, und die ihm Freude machen, um ihm einige schöne Ziele zu geben, auf die er sich freuen kann.

Ja, viel Kraft braucht das alles... Ich wünsche sie ebenfalls uns allen!

Lieben Gruß,
Linde

P.S.: Ich persönlich möchte im Fall des Falles sowohl als Angehörige als auch als Betroffene immer alles ganz genau und in rücksichtsloser Offenheit erfahren. Wenn ich mit den Fakten nicht fertig werde, kann ich sie mir immer noch irgendwie "zurechtbiegen", also einen Schutzmechanismus aufbauen. ;-) Aber ich persönlich wäre stinksauer, wenn meine Angehörigen mir etwas verschweigen würden. Mein Vater ist da etwas anders gestrickt, vermute ich - da ist Vorsicht angebracht...

Geändert von Linde (02.11.2008 um 16:40 Uhr)
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