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Alt 04.11.2008, 16:26
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Aus Rücksicht "lügen"?

Hallo Linde,

Zitat:
Zitat von Linde Beitrag anzeigen
Was mir am meisten zu schaffen gemacht hat war, dass er sich sehr in sich selbst zurückgezogen hat. Antworten kamen schleppend, er war irgendwie ganz weit weg.
Du hast ja nun Tipps genug bekommen, was das "Lügen" betrifft. Die letztendlich alle darauf hinauslaufen, dass du das selbst entscheiden musst, weil niemand hier deinen Vater besser kennt als du.

Was du oben schreibst, erinnert mich an die Sterbephase von schwer kranken Menschen. Und da ist es halt meist so: egal, was man ihnen sagt. Ob Wahrheit oder gespielter Optimismus... Es gibt einen Punkt, ab dem man die Kranken nicht mehr belügen kann, so gut es auch gemeint ist. Der "Rückzug" des Sterbenden und die Konzentration auf wenige wichtige Angehörige / Freunde sind dafür typisch. Dann auch, dass Sterbende langsam aber sicher aufhören, zu essen und zu trinken. Es gibt Mediziner, die dieses Verhalten als "passiven Suizid" bezeichnen :-(

Deinem Vater geht es richtig schlecht. Aber Du bist bei ihm! Und du bist für ihn, genau wie du geschrieben hast, "erwünscht und wichtig". Der Vater meines besten Freundes ist dieses Jahr an Lungenkrebs gestorben. Der hatte sich auch völlig zurückgezogen, reagierte kaum noch. Und der einzige Mensch, den er noch an sich heran gelassen hat, war sein Sohn. Auch nur durch "Händchen halten", als Sprechen ihm nicht mehr möglich war.

Es wird dir nichts helfen, aber trotzdem: Du hast, was dein Verhältnis zu deinem Vater betrifft, etwas sehr Wertvolles. Die Nähe bis zum "letzten Atemzug". Natürlich ist es ganz beschissen schwer, einen geliebten Menschen sterben zu sehen (ob morgen oder in 1, 3 oder 6 Monaten). Aber wie du schon schriebst: in Krisenzeiten zeigen sich Kraftreserven, an die man vorher nie geglaubt hätte.

Ich drücke dir alle Daumen für dieses schwierige Aufgabe. Ich bin überzeugt, dass du das schaffst. Und ich glaube auch, dass einen Menschen so eine Erfahrung nicht nur auslaugt, sondern ihm (wenn auch vielleicht mit etwas Verspätung) viel geben kann. Das klingt im Moment für dich vielleicht fast etwas makaber. Aber in Liebe und Frieden Abschied zu nehmen und Vertrautheit bis zuletzt zu erleben... Das ist etwas, was nicht so sehr viele Menschen erleben dürfen

Viele Grüße,
Stefan
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