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Alt 19.11.2008, 12:52
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
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Standard AW: Mein geliebter Vater...

Hallo, Ihr Lieben.
Was du, Regina, da grade durchlebst, macht sich auch bei mir seit einiger Zeit breit.
Alles, was ich dazu sagen wollte, endete in einem Wirrwarr, den ich vor 5 Minuten gelöscht habe. Niemand hätte mir folgen können...

Ein Teil von dir ist mit deinem Papa gegangen - wie auch bei mir.
Denke ich an ihn, laufen die Tränen oder ich versinke innerlich in ein dunkelblaues (nicht schwarzes) Loch. Ich mochte "blau" mal. Jetzt möchte ich es nicht mehr sehen - aber das Spüren des dunklen Blau's macht mich ruhiger.

Ich vermisse auch die "naive" Daggi, die früher jeden Witz gerissen hat.
Zuerst zum "naiv": Das sind wir wirklich nicht. Du nicht. Ich nicht. Niemand, der eine solche Situation erlebt hat und völlig betroffen vor dem Nichts steht.
Niemand kann im Vorfeld ahnen, wie man sich fühlt, wenn man einen geliebten Menschen verlieren muss - noch dazu unter den Umständen, unter denen unsere Lieben uns verlassen mussten.

Natürlich wollten wir für IMMER und EWIG unseren Papa (oder die Mama) bei uns haben. Niemals sollte ihnen etwas geschehen.
Vor vielen Jahren dachte ich mal folgendes:
Wenn ich vor meinen Eltern gehen müsste, wie schmerzvoll wäre das für die beiden? Ein Kind zu verlieren... da stirbt das Mutterherz gleich mit (bei Papas ist es sicher nicht anders).
Wenn meine Eltern vor mir gehen, wie unendlich schmerzhaft ist das für mich?
Und was würde ich mir wünschen (denn jeder muss diese Welt verlassen)?
Das nicht die beiden den Schmerz aushalten müssen, sondern ich.
Nach diesen Gedanken habe ich gemerkt, dass mich das auch nicht weiterbringt. Ich sehe meine Mama, wie sehr sie leidet, wie sehr sie Papa vermisst, wie sehr sie sich anstrengt, ihr Leben wieder schön zu machen...

Ich bin seit einigen Wochen lustlos, ohne Antrieb, gerne alleine und genieße die sich dann breitmachende Einsamkeit ohne Ende.
Was geschieht in dieser Zeit mit mir? Nix. Ich denke nix. Ich mache nix. Nix.
Ich ruhe mich aus, lass mich berieseln vom TV, damit ich nix denken muss.
Ich gestehe: ich genieße es.

Ich lege mittlerweile mehr Wert auf Zweisamkeit, auf gemeinsame Stunden, auf Spiele-Abende mit Freunden, auf lockeres Gequassel... auf die kleinen Dinge im Leben.
Ich freue mich wie ein König, wenn meine Pflanzen wachsen und bin tief traurig, wenn eine davon die Blätter hängen lässt. Ich freue mich über neue Rezepte, über Bastel-Ideen für Kinder. Ich freue mich über so einfache Dinge...
Worte, Komplimente von Bekannten, Kollegen oder sonstwem kommen bei mir nicht richtig an. Es gibt auch "Freunde", die so sind, doch ich weiß, wer meine Freunde sind. Das hat sich ganz klar kristallisiert, nachdem Papa nicht mehr da war. Und dieses Verhältnis ist neutral für mich.

Ich weiß nicht... merkst du, wie durcheinander meine Worte sind? Kein System. Sie schießen manchmal wie Blitze durch meinen Kopf, dann schreib ich sie auf - dann passiert lange nix und ich suche nach einem Anschluss.
Seltsam.

Und trotzdem sag ich dir: ich kann dich so gut verstehen.
Nichts ist mehr so wie es war. Alles ist anders. Vom Puzzle des Lebens fehlt ein wesentlicher Teil...

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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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