Guten Morgen liebe Verena!
Ich hoffe dieser Tag wird für dich ein bisschen besser, und die vielen trüben Gedanken ein bisschen weniger!
Ich kann dich so gut verstehen, kenn das nur zu gut. Mein Dad war teilweise auch so, sehr ungerecht. Meine arme Mum, musste teilweise echt viel einstecken, aber er hat es nicht aus reiner Bösartigkeit getan, sondern aus purer Verzweiflung. Natürlich hätte er das niemals so zu gegeben.
Aber ich kannte doch meinen Dad. Mein Vater war auch ein Mann der mitten im Leben stand. Beruflich immer erfolgreich, hatte einen grossen Freundeskreis, war viel unterwegs, hatte Hobbys. Mein Dad war auch ein sehr eitler Mensch, hat auf sein Gewicht geachtet, ist ab und an zur Sonnenbank gegangen, und hatte immer schicke Kleidung an. Hatte z.b. ein Faible für Lederjacken, weiss nicht, hatte bestimmt 30 Stück in sämtlichen Ausführungen.

Er war immer fröhlich und ging zum Beispiel auch gerne tanzen.
Dann kam der Krebs, und mein Dad wurde immer mehr zu einem Menschen bei dem nichts mehr war wie vorher.
Er hat sich so tapfer durch die Chemos gekämpft, teilweise auch uns zuliebe, den er wollte eigentlich nie welche. Dann gingen ihm die Haare aus, für meinen Dad, auch wenn viele das nicht verstanden haben, eine mittlere Katastrophe.
ER hat geweint wie ein kleines Kind, das hat mir fast das Herz gebrochen, meinen Dad so zu sehen.
Dann hat er eine Perücke bekommen, die hat er gehegt und gepflegt, bis die Haare irgendwann wieder kamen. Dann bekam er einen schlimmen Hautausschlag im Gesicht und am Körper, für meinen Dad die Hölle. ER wollte gar nicht mehr vor die Tür, und war kreuzunglücklich.
Das alles, und noch viel mehr, hat ihn grantig, in sich gekehrt, und mit sich und der Welt hadernt gemacht!
Er sass teilweise stundenlang in seinem Sessel, hat auf seinen Fernseher gestarrt, und keinen Ton gesagt. Oder er ist wegen irgendeiner Kleinigkeit die meine Mum gesagt hat, Türen knallend aus dem Zimmer gerannt. Dann hat er gesagt das er den verdammten Krebs hat, und nicht wir, und er sterben wird, und keiner ihn verstehen kann. Er wusste ganz genau das wir ihn verstehen, aber das musste dann einfach raus. Wir haben ihn mit Samthandschuhen angepackt, eine Faust in der Tasche gemacht, damit er sich nicht wieder durch irgend was provoziert fühlt.
Das war nicht immer so, aber es kam halt vor.
Was ich dir damit sagen will, ist das ich deine Gefühle nur zu gut verstehe und auch nachvollziehen kann. Bei euch ist es ja noch eine andere Situation, weil es dein Mann ist. Der Mann mit dem du alt werden willst, und mit dem du eine Familie gründen willst. Dann kommt was, und die Welt wird aus ihren Angeln gehoben, nichts ist mehr wie es mal war. Wie oft fragt man nach dem Warum, Wieso und dem Warum wir! Nur leider werden wir niemals eine Antwort bekommen.
Ich kann dir nur gaaaaaaaaaaaaanz viel Kraft wünschen, die kommende Zeit und die kommenden Situationen zu meistern. Du bist eine starke Frau, das heisst nicht das du nicht auch schwach sein darfst. Wir sind alle nur Menschen. Irgendwer hat mal zu mir gesagt "Jeder bekommt von Gott soviel auferlegt wie er tragen kann" Ich fand den Spruch saublöd, und trotzdem musste ich ganz oft darüber nachdenken.
Ich wünsche dir, das du alles das schultern kannst, was du auferlegt bekommst, und auch wenn du unter dieser Last mal ins Schwanken gerätst, wünsche ich dir, das du danach wieder aufrecht weiter gehen kannst!
Drück dich ganz fest.