Meine lieben,
ich danke euch für euren Beistand und euer Mitgefühl. Ich weiss, dass ich auf die Frage "WARUM" nie eine Antwort bekomme - zumindest nicht in diesem Leben und in dieser Welt... Vielleicht bekomme ich eine Antwort, wenn ich selbst einmal gehen muss... Egal, wer da stehen sollte um mich zu holen oder zu empfangen. Ich werde ihn zuerst fragen, warum mir meine geliebte Mama genommen wurde...
Mama ist so tapfer. Sie will nach wie vor selbst auf die Toilette gehen und weigert sich gegen den Toilettenstuhl... Sie lacht mit uns und macht Scherze. Es ist so schön. Aber wenn ich gehe, wird mir bewusst, dass ich das nur noch ein paar Tage oder Wochen habe. Und manchmal bin ich innerlich so tot, dass ich nicht mal weinen kann. Obwohl ich es so gern würde. Meine Bekannten fragen immer, wie ich das schaffe und wie ich so gefasst davon sprechen kann, als würde es mich gar nicht betreffen. Und ich sage dann immer "Weinen tue ich, wenn es keiner hört und sieht". Ich weiss nicht warum ich das tue. Ich hab das schon immer getan...
Liebe Lilianera: Es tut mir so leid, dass du deinen Mann so frisch verloren hast. Mir fehlen leider die passenden Worte...
Liebe Koni: Was ich sage, wenn Mama sagt, sie macht nächsten Sommer dies und das? Ich sage "Mama, jetzt machst du hier deine Behandlung fertig, gehst zurück auf die Palliativstation, damit die dich wieder aufpeppeln und mir vielleicht zeigen, wie ich dich daheim pflegen kann und dann nehme ich dich mit nach Hause. Und auf den Straßenfesten nächsten Sommer lassen wir es richtig krachen!". Sie grinst dann zufrieden und sagt: "Ja genau, wir 2 schaffen das alles". Ich nehme ihr die Hoffnung und den Kampfgeist nicht. Denn das ist das einzige, woran sie festhält.
Meine liebe Susi: Danke für den Tipp, Mama Bücher vorzulesen. Sie fand das so super. Sie hat gesagt, dass sie sich da endlich richtig entspannen kann, wenn ich ihr vorlese. Ich habe ihr versprochen, morgen Abend wieder zu kommen, wenn alle Besucher weg sind. Und dann lese ich ihr weiter vor. Sie war so begeistert und hat sich so gefreut, dass sogar die Augen geglänzt haben.
Sie tut mir so leid. Ich würde ihr alles Leid abnehmen, wenn ich könnte, damit sie wieder die lustige, starke und dominante Frau sein kann, die sie vorher war. Bevor der Krebs ihr Leben zerstörte. Und auch meins.
Ihr alle hab einen festen Platz in meinem Herzen und meinen Gedanken
Ich bin so froh, euch kennengelernt zu haben und mir täglich eure schmerzlindernden Worte durchlesen zu können.
Eure Susanne