Hallo Ihr Lieben,
vorweg erst einmal Euch allen eine gute Woche.
Ich möchte mich für jeden Beitrag hier bedanken. Ihr kennt das alle selber - es gibt Höhen und Tiefen und manchmal ballt und konzentriert sich gerade das, was man eigentlich am wenigstens haben möchte und brauchen kann.
Zur Zeit ist irgendwie alles sehr viel.
Und es ist schon so, wie Du schreibst, liebe Lissi. Viele schlechte Nachrichten und man wird des Lesens überdrüssig in manchen Threads. Manche, die das jetzt lesen werden denken:"Na so geht´s mir auch, wenn ich bei Dir reinschaue - in den Faden!" Und das Recht so zu denken hat ja auch jeder. Es ist unmöglich immer alles und jeden gleichermaßen gut lesen zu können, und bei jedem gleich stark mitzuempfinden. Das ist doch menschlich. Man hat eben Grenzen und die stehen jedem zu. Hier und auch sonstwo. Ich hab das schon mal geschrieben. Es ist schier unmöglich emotional und überhaupt immer auf einem Level zu sein. Die Erkrankung und all das, was sie mit sich bringt ist derart facettenreich, dass es unmöglich ist, sich vorzubereiten oder auf bestimmte Gegebenheiten gefasst zu sein. Ich brauche immer eine Weile, innerlich alles zu verarbeiten. Zur Zeit bin ich zu langsam darin

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Ich selber bin auch nicht immer gerecht - vieles ist tagesformabhängig. Leider! Ich versuch mich aber dann selber immer zwischendrin auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Die schlechten Nachrichten hier, stimmen mich sehr nachdenklich und traurig. Dann noch die gegenwärtige Situation mit meiner Mutter. Durch die Chemo ist sie sehr gereizt, kriegt vieles in den falschen Hals und geht völlig unvermittelt und der Situation nicht angemessen (eben aus meiner Perspektive

) in die Luft. So auch kürzlich am Telefon wegen einer Banalität (so banal, dass es mir zu doof ist darauf näher einzugehen!). Nun haben wir Pause - Kontaktpause

, weil meine Mutter meint, sie bräuchte Abstand. Das zumindest ist ein Stück Normalität

- meine Mama und ich haben ein gutes Verhältnis, in dem es aber, und das war schon immer so, zwischendrinnen auch mal gehörig rappelt. Das hatten wir lange nicht mehr in der Form. Es gehört auch zum Leben. Eben zum Leben - ich glaube meine Mutter ist es leid, sich ständig in der Position der ständig zu berücksichtigenden Kranken zu sehen, und hat das überdeutlich formuliert. Habe begriffen, bin artig und warte jetzt, bis sie sich meldet.
Durch die Erkrankung bin ich sowas von ängstlich geworden und meine immer in besonderer Form Obacht auf Sie geben zu müssen. Das geht ihr natürlich tierisch auf´n Keks. Logo...wär ich sie...ich hätt wahrscheinlich so lange gar nicht stillgehalten

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@Jutta...das mit "an der Grenze der Belastbarkeit sein"....mir haben alle immer gesagt. "Mensch Annika, prima wie Du das so schaukelst mit den 3 Kindern und das klappt alles gut und reibungslos. Mit dem Großen in der Schule usw. usw." Ich könnte mich an manchen Tagen noch so oft teilen, und es würde nicht reichen. Ich habe andauernd das Gefühl, dass das was ich tue noch viel zu wenig ist und allem nicht richtig gerecht werden zu können. Auch die Fähigkeit mich mit den Kindern an Kleinigkeiten erfreuen zu können ist mir irgendwie abhanden gekommen. Kennst Du das ???
@Bettina...Du schreibst:
Zitat:
Liebe Annika,
deine Belastung kann ich mir nur vorstellen, mitreden kann ich da nicht. Aber ich denke (und hoffe), wenn es allzu viel wird, wirst du dir Hilfe holen.
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Letzte Woche war ich beim Kinderarzt. Mutter-Kind-Kur wäre überhaupt gar kein Problem, wurde mir gesagt. Somit denke ich, dass das zu gegebener Zeit auf jeden Fall davon Gebrauch machen werde.
@Mapa..Du sprichst mir aus dem Herzen. Jeden Tag steht man auf und geht einen neuen Tag an. Man versucht daraus das Beste zu machen und dem was kommt hoffnungsvoll entgegenzusehen. Wie soll man denn auch sonst weiterleben? Man fragt sich bei allem was man tut nach dem Sinn im Leben. Dann erkrankt jemand unheilbar und mit einem Male soll alles keinen Sinn mehr haben?!
Das Statiskitgedöns kann und will ich überhaupt gar nicht mehr sehen und hören. Ich kenn die Zahlen, ich weiß um die Prognose und gut ist. Und man ist ständig von wenig einfühlsamen Menschen umgeben. Meine Mutter erzählte mir kürzlich (vor der Kontaktsperre


) von ihrer Bekannten, die so überhaupt nicht verstehen wollte, dass meine Mutter keine Lust hatte zu erläutern, warum die 2. Chemo nicht immer so effektiv ist wie die 1. Ständigs Nachbohren, Hinterfragen - da kriegt man doch zuviel.
Thessa schreibt:
Zitat:
Ich bin in Hab-Acht-Stellung und ich wünsche mir so sehr ein Leben vor dem 24.März zurück. Das gibt es nicht mehr. Was tue ich also dann? Mich auf das Schlimmste vorbereiten? Ich habe furchtbare, elendige Gedanken im Kopf, mal mehr, mal weniger. Die kann ich hier nicht schreiben. Was sollen die bringen? Mich an den Super-Gau gewöhnen? Damit es mir nicht so wehtut? Sehr egoistisch und trotzdem: in einigen Momenten ist es so.
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Dieses mal mehr, mal weniger der blöden Gedanken im Kopf, das ist von so vielen Faktoren abhängig und so wenig steuerbar. Leider. Und ich wünsche mir ebenfalls nichts sehnlicher, als den Tag zurück, wo noch alles gut war. Seitdem vergeht nicht eine Nacht, wo ich nicht aufwache, und die Erkrankung, respektive Mama mein allererster Gedanke ist. Jeder der schon einmal eine Prüfung hatte, egal ob Führerschein, beruflich, wie auch immer, der kennt ja das Gefühl vorher. Da möchte man sich auch von freimachen, weil es so intensiv werden kann, dass einem richtig schlecht wird. Und umso mehr man versucht sich davon freizumachen, umso schlimmer wird es. Und so geht es mir im Bezug auf die ganze Erkrankung.
Wenn ich mich hier zur Zeit einfach mal stiller verhalte, dann liegt das nicht daran, dass mir irgendwer auf den Schlips getreten ist. Denke wir alle sind der deutschen Sprache mächtig und unsere Eltern haben uns soviele Manieren beigebracht, als das man über alles ganz vernünftig reden kann. Ist einfach nur extrem schwer zur Zeit, dass was mich bewegt so zu verpacken und in Worte zu fassen, dass man es hier veröffentlichen kann.
So...nu werd ich mal eben meine Hähnchenschenkel (natürlich nicht meine eigenen

- die erinnern eher an ein größeres Tier) marinieren. Ich les aber weiterhin überall mit, und werde hie und da meinen Senf dazugeben.
Euch allen eine gute Woche.
Liebe Grüße
Annika