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Alt 11.12.2008, 23:18
parallele parallele ist offline
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Standard AW: Hat jemand die Hormontherapie abgelehnt?

Ich möchte gern zu "diesen Mittelchen" und zu der ständigen Erinnerung an unsere Krankheitheit durch Medikamenteneinnahme schreiben.

Ich war bis auf meine Migräne in jungen und mittleren Jahren ziemlich gesund. Erfolglose Versuche gegen zu niedrigen Blutdruck mal ausgenommen. Also war "die Pille" mein erstes regelmäßiges Medikament. Die "Erinnerung" an den Zweck war ziemlich wichtig, denn eine vergessene Einnahme ..., na, ihr wisst ja, hätte eine Schwangerschaft zur Folge haben können. Trotzdem habe ich dies Medikament als Maßnahme sehr sinnvoll empfunden. Sehr viel später folgten Prophylaxemedikamente wegen der Migräne. Und ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen. Mir ist immer bewusst, welche segensreichen Wirkungen diese Medikation hat. Ab und zu erinnere ich mich auch an mögliche Nebenwirkungen, mit denen ich auch zu kämpfen habe. Trockenheit der Augenbindehaut, der Schleimhäute generell zum Beispiel. Dennoch überwiegt das Gute - und ich bin mir dessen bewusst.

Vielleicht liegt es an diesem sich-Bewusstmachen, dass ich die Medikamente nie als lästig oder als Erinnerung an meine "Leiden" oder Krankheit empfunden habe.

So geht es mir auch mit der AHT. Arimidex nehme ich. Und es geht mir nur um diesen Punkt: (unangenehme) Erinnerung an die Krankheit, an das Schreckgespenst möglicher Wiederkehr oder von Metastasen.
Ich empfinde das nicht. Es ist einfach eine Routine, der ich mich unterwerfe, weil die mögliche günstige Auswirkung mich überzeugt hat. Ich nehme diese kleine weiße Tablette so selbstverständlich ein, wie ich mir abends die Zähne putze. Kein Gefühl, dass ich dies Mittelchen unbedingt los sein möchte - weil sie ein ständiges immer wiederkehrendes Gedankenkreisen um "die Krankheit" auslöste.

Das hat jetzt nichts damit zu tun, ob und wie Nebenwirkungen kommen. Es sticht mich manchmal heftig in Hand- und Fußgelenken. Kopfweh ist mehr geworden, trockene Schleimhäute, und wie (Sex ist leider ein Problem, ich suche noch nach Lösungen), lose Haare in der Bürste auch. Und, nun, die Hitzewallungen sind wirklich nicht ohne. Auch das aber eine Folge normaler altersbedinger Hormonproduktionreduzierung.
Ich hoffe, dass die Nebenwirkungen sich nicht verstärken und mich nicht mehr beeinträchtigen als bisher. Dann ist das gut aushaltbar.

Die andere Entscheidung nimmt uns niemand ab: es gibt Rezidive und Metastasen mit und ohne AHT. Dennoch sehen die Studien wohl so aus, dass *mit* einer Antihormontherapie die Chancen für uns besser aussehen. Nur eine Garantie gibt es (leider) nicht.

Ich habe mich dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Der Anfang ist gemacht, ich bin erst seit vier Monaten dabei.

Bei sehr schlimmer Beeinträchtigung durch Nebenwirkungen ist eine Entscheidungsüberdenkung und -änderung schließlich auch noch möglich. Ich möchte mir aber gern die zusätzliche Behandlungschance erhalten.

Und mit diesen positiven Gedanken, dass dies Medikament mir hilft, ist die Einnahme inzwischen wirklich eine abendliche Selbstverständlichkeit ohne Nebengedanken geworden.

Vielleicht könnt Ihr es auch so sehen mit der Zeit.

Ich hoffe, dass diese Therapie mir und uns allen hilft, lange krankheitsfrei zu bleiben!


Gruß an alle AHTlerinnen,
die parallele

Geändert von parallele (11.12.2008 um 23:24 Uhr)
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