Götter in Grau?
Habe eine gute Seite gefunden:
KID - Heidelberg
Unkonventionelle Methoden
Was heißt "unkonventionell" oder "alternativ" in der Krebstherapie?
Sogenannte unkonventionelle oder alternative Methoden bezeichnen sich selbst oft gar nicht so. In der Regel ordnen Schulmediziner diesem Bereich Diagnose- und Therapieformen zu, die nicht dem klinischen Standard entsprechen, bei denen ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit bislang fehlt, die aber auch nicht ausdrücklich experimentell im Rahmen einer klinischen Studie eingesetzt werden. Es gibt Grenzfälle, in denen die Beurteilung stark vom jeweiligen Standpunkt abhängt.
Sind unkonventionelle Methoden unseriös?
Das kann man nicht generell sagen. Bei vielen Methoden greifen Ärzte und Heilpraktiker auf jahrhundertealte Erfahrungen zurück, z.B. bei vielen Therapien mit Pflanzen. Es gibt jedoch einige Kriterien, die helfen, die Seriosität zu beurteilen.
Das wichtigste Kriterium ist sicherlich der wissenschaftlich korrekte Nachweis der Wirksamkeit (Entwicklung und Prüfung neuer Krebsmedikamente); das ist für Krebspatienten selbst aber sehr schwer zu beurteilen. Als wissenschaftlich korrekt untersucht gilt eine Diagnosemethode oder eine Therapie, wenn sie im Labor, an Tieren und an sehr vielen Patienten in klinischen Studien getestet wurde, die den Gesundheitszustand der Patienten sehr genau beschreiben. Es reicht nicht aus, nur einzelne Fälle zu nennen, in denen ein Mittel sehr gut geholfen hat, selbst wenn es sich dabei um einige Dutzend Leute oder gar noch mehr handelt. Leider ist das oft der einzige Wirkungsnachweis, mit dem Alternativmethoden werben.
In der Regel sollte auch bekannt sein, wie eine Diagnosemethode nun genau funktioniert oder wie sich eine Therapie im Körper wirklich auswirkt, z.B. ob ein Medikament überhaupt dorthin gelangt, wo es angeblich wirken soll. Das ist bei erstaunlich vielen alternativen Präparaten nicht der Fall.
Wichtig ist auch der Nachweis der Ungefährlichkeit oder zumindest die genaue Beschreibung der zu erwartenden Nebenwirkungen. Dies wird oft übersehen.
Gibt es ein Mittel, das alle Krebsarten heilt?
Ein Diagnostiker oder Therapeut, der den Anspruch erhebt, mit einer Methode entweder jeden Krebs zu erkennen oder jede Art von Krebserkrankung heilen zu können, ist mit Sicherheit unseriös (Therapie nach Hamer). Auch weit verbreitete Medikamente wie z. B. die Mistel sollen angeblich gegen fast jede Krebsart helfen, obwohl der Beweis trotz jahrzehntelanger Forschung dafür aussteht. Krebs ist ein so kompliziertes Geschehen mit so vielen denkbaren Ursachen und so verschiedenen Ausprägungen, daß es den einen Test und das eine Heilmittel gar nicht geben kann.
Warum wenden sich so viele Krebspatienten Außenseitermethoden zu, über deren Wirksamkeit sie eigentlich nicht viel wissen?
Wichtig ist sicher das Bedürfnis des Patienten, selbst aktiv zu werden, sich nicht völlig einer Medizin auszuliefern, die kaum eigene Handlungsmöglichkeiten offen läßt. Gerade nach Abschluß einer Behandlung, wenn Krebspatienten wieder zu Hause sind und eigentlich alles wieder so laufen könnte wie zuvor, ist dieses Bedürfnis besonders groß und sollte auch respektiert werden. Ähnlich verstehen kann man auch den Wunsch nach einer Ergänzung der Schulmedizin. Ob man deshalb zu unbewiesenen Methoden greifen muß, oder ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, sich selbst etwas Gutes zu tun, sollte allerdings sorgfältig überlegt werden. Regelmäßige Bewegung scheint beispielsweise das Immunsystem ebenso anzuregen wie einige häufig angepriesene pflanzliche Medikamente. Sport wirkt sich darüber hinaus allerdings noch positiv auf die Psyche und den Allgemeinzustand aus.
Nicht als Ergänzung zur Standardtherapie, sondern als einzige Behandlung werden alternative Methoden von Menschen eingesetzt, die sich ausschließlich auf die Erfahrungsheilkunde verlassen oder die Schulmedizin aus weltanschaulichen Gründen ablehnen. Für schwerkranke Patienten ist ein mögliches Motiv der Wunsch, auch letzte, kleine Chancen zu nutzen. Dies sollte respektiert werden.
In den letzten Jahren haben darüberhinaus noch unbewiesene Methoden Verbreitung gefunden, welche die Nähe zur klinischen Forschung suchen (Vakzine- oder Impfbehandlungen). Hier steckt häufig knallharte Geschäftemacherei hinter den Angeboten, die auf die Unkenntnis der Patienten über Sachverhalte der Grundlagenforschung setzt.
Was muß man bei einer unkonventionellen Therapie beachten?
Eine geplante Therapie sollte immer mit den behandelnden Ärzten besprochen werden. Sie sind heute in der Regel aufgeschlossener für eine unterstützende Behandlung als viele Patienten denken, werden jedoch eventuell auch versuchen, ihre Patienten auf andere, anerkanntere Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Wenn die Ärzte wenigstens darüber Bescheid wissen, daß der Patient sich noch für eine weitere Therapiemaßnahme entschieden hat, gibt es auch keine Interpretationsschwierigkeiten, wenn sich plötzlich Laborwerte verändern oder unerwartete Wechsel- oder Nebenwirkungen auftreten. Ist der Anbieter einer alternativen Therapie mit dieser Information der behandelnden Ärzte nicht einverstanden oder rät er gar dazu, die bisher vorgesehene Therapie zugunsten der Alternativmethode zu verlassen, ist Vorsicht geboten; dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um eine seriöses Angebot.
Müssen die Kassen für unkonventionelle Therapieverfahren aufkommen?
Diese Frage sorgt immer wieder für Verwirrung und Mißverständnisse, vor allem da einige Anbieter ganz bewußt mit der Angst von Patienten spekulieren, nach Gesundheitsreform und Gesundheitsstrukturgesetz nicht mehr adäquat versorgt zu sein. Diese Furcht ist jedoch völlig unbegründet, jedes medizinisch anerkannte und notwendige Verfahren wird übernommen. Rein juristisch betrachtet sind die Kassen unter medizinischen Gesichtspunkten nicht verpflichtet, unbewiesene Methoden zu zahlen. In die Entscheidung der Leistungsträger spielen allerdings auch ethische und individuelle Gesichtspunkte mit hinein. Eine Pauschalaussage kann daher für viele Verfahren, beispielsweise die Mistel, nicht gemacht werden. Bei einigen anderen Angeboten haben sich viele Kassen allerdings geeinigt und zahlen generell nicht, dies gilt beispielsweise für einige Vakzineverfahren, deren Anbieter nicht als Ärzte, sondern als Firmen agieren (Vakzine- oder Impfbehandlungen).
Wichtig ist deshalb, sich vorab nach den Kosten einer Diagnosestellung oder einer Therapie zu erkundigen und die Finanzierung mit der Kasse zu klären. Oft erkennt der Patient schon an der Art oder der Höhe der geforderten Honorare oder Medikamentenkosten, daß etwas nicht stimmen kann.
Dieser Text wurde zuletzt im September 2000 aktualisiert.
Mehr über die Arbeitsweise des Krebsinformationsdienstes lesen Sie hier.
|