AW: Stammtisch
Hallo Ihr Lieben,
die Feiertage sind geschafft, für viele von uns das erstemal, für einige von uns zum wiederholten Mal, aber nicht unbedingt wirklich besser.
Empfindlich!
Wenn es jemand sagt, kommt es an, wie ein Vorwurf, wie ein "änder was!" Aber bitte, WAS kann man ändern? Das, was uns empfindlich sein lässt bleibt, der Verlust und der Schmerz bleibt. Für alle anderen hat sich die letzten Jahre doch die Welt wie bisher gedreht, nur für uns nicht. Sie hat sich gedreht, aber anders, nicht mehr so, wie wir es wollten, nicht mehr im Tempo, dem wir folgen konnten. Noch immer fällt es schwer, das Leben so wie es jetzt ist, anzunehmen, was Neues zu beginnen, denn wir wollten doch das Neue, das Andere nicht. Noch immer ist es Tag für Tag eine Anstrengung, weiterzumachen.
Empfindlich!
Ich versuche es so zu nehmen, wie es für mich erträglich ist. "Du bist empfindlich", ist die einzige Erklärung der anderen dafür, dass sie uns nicht mehr verstehen, dass sie nicht mitkommen. Und schon haben sie die "Schuld" nicht mehr auf ihren Schultern, wenn wir "seltsam" reagieren, wenn wir in Tränen ausbrechen, bei Dingen, die uns im Normalzustand kalt gelassen hätten, oder zumindest nicht diesen hohen Stellenwert gehabt haben. Ich bin nicht Schuld daran, dass es dir schlecht geht jetzt eben in diesem Augenblick, du bist halt einfach nur so schrecklich empfindlich...
Ja, auch ich war sehr empfindlich in diesem Jahr. Was mich auf der einen Seite zu Tränen der Freude rührte, eine wunderschöne Postkarte meines "Schwiegersohns in spe", der es nicht immer leicht mit mir hat - ich bin manchmal schon wirklich die Pest, eine kleine Karte, in der er sich für die Wärme und Herzlichkeit bedankt. Diese Karte war so viel mehr wert als tausend (unnötige) Geschenke. Sie war eine wunderbare Geste.
Und auf der anderen Seite, die Freundin meines Sohnes, die hier ein - und ausgeht seit einiger Zeit, die über meinen Sohn sogar den Schlüssel zu meinem Haus hat, die sich vom Kühlschrank bedient, als hätte sie ihn gefüllt. Sie kommt am 1. Weihnachtstag, begrüßt uns noch nicht einmal. Kein "Frohe Weihnachten", nichts. Nein, es geht nicht um ein Geschenk. Eine Umarmung und eine Geste, gesprochen oder geschrieben, sie hätte Respekt gezeigt. Ihr Verhalten hat auch etwas gezeigt: Verachtung.
Empfindlich? Gewiss. Sie ist es eigentlich nicht wert, einen Gedanken daran zu verschwenden. Und doch....
Ok, ein andres Wort mit neuer, wesentlich angenehmer Bedeutung als bisher: Wechseljahre. Sie haben den Schrecken verloren, wenn man den Begriff auseinandernimmt, die Bedeutung nicht mehr negativ betrachtet, sondern so, wie es auch sein kann, weil die Zeit gekommen ist. Zeit für einen Wechsel! Zeit für Veränderung! Und so wird es ab jetzt anders werden, gewiss ungewohnt und unbequem für meine Kinder, aber in dem Wechsel, der für mich nun folgen wird nach dieser Erkenntnis, liegt für mich eine Chance.
Lasst euch nicht ärgern, von niemandem, ja, ja, ich bete es mir selbst täglich vor, gelingen tut es nicht immer. Bin wohl einfach zu empfindlich!
LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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