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Alt 09.01.2009, 07:33
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Guten Morgen Ihr Lieben,

@Erika...Du liegst mit dem was Du schreibst völlig richtig. Meine Mutter empfindet genauso . Als sie aus Essen wiederkam, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie Hirnmetastasen hat, wollte sie mir das am allerliebsten gar nicht sagen. Ihr Mann hat dann interveniert, und Mama plausibel gemacht, dass sie mir das sagen muss. Er hat das dann übernommen, und erst danach konnte sie mit mir reden. Ja, meiner Mama wird das alles nicht leichter, wenn sie weiß, dass ich leide. Momentan ist für mich alles grau in grau. Ich kann das gar nicht beschreiben. Ich weiß wie unrealistisch es ist, was ich nachfolgend schreibe, aber ich denke noch nicht einmal mehr, dass die Behandlung der Hirnmetastasen fehlschlagen könnte. Im Gegenteil...ich denke, dass ein "Etappensieg" sicherlich machbar sein wird. Das Danach macht mir Angst. Regina schrieb einmal, und das hat mich damals, so wie jetzt wo ich es schreibe, zu Tränen gerührt. Sie schrieb:"Wir wissen doch alle, dass der Weg einmal endet." Ich spüre, dass meiner Mama genau das ebenso prägnant ins Bewusstsein tritt, wie Regina seinerzeit. Obwohl natürlich niemand mit Bestimmtheit sagen kann, wann ein Weg endet, ist die Tendenz sehr eindeutig. Es tut mir so leid - wie oft wünschte ich, die Zeit zurückdrehen zu können. An den Punkt, wo man noch hätte kurativ behandeln können. Aber das ist beim Kleinzeller, wie bei vielen anderen Krebsarten in dem Stadium oft ein Zufallsbefund. Auch das weiß ich. Und genau dieses Wissen um alles, das macht es so schwer. Noch vor einem Jahr dachte ich, dass eine defekte Waschmaschine, Reibereien mit der Kindergärtnerin um den Aufnahmezeitpunkt oder dergleichen Probleme darstellen. Probleme....bis zu dem Zeitpunkt hatte ich offenbar gar keine Ahnung, was Probleme sind. Alles hat in meinem Leben eine völlig anderes Gewicht bekommen, und oft fühle ich mich zu schwach das zu tragen. Und wenn ich mich dann frage, was meine Mama tragen muss, dann wird alles noch schlimmer. Ich liebe meine Mutter und das weiß sie - ich werde alles versuchen richtig zu machen, und immer für sie da zu sein. Und dennoch macht mir dieses "immer" auch Angst. Angst davor, was auf Mama, auf mich, auf ihren Mann - auf uns alle zukommt. Aber ich akzeptiere, wenn sie mich nur so weit an allem teilhaben lässt, wie sie es aushalten kann. Denn das wiederum ist ihr Gewicht, dass sie zusätzlich tragen muss. Ich danke Dir sehr für Deine Worte, Erika. Das hat mich sehr berührt und hat mir geholfen, Mamas Sichtweise, trotzdem ich Kinder habe und eigentlich wissen müsste, wie Mamas "ticken", besser zu verstehen.

@Sanni...ja, der Beschützerinstinkt. Den kenne ich auch sehr gut von meiner Mama. Es ist schwierig - eine Gratwanderung eben. Ich bin bestrebt alles richtig zu machen, und liege doch so oft falsch. Ich entwickle mich weiter mit der Erkrankung. Meine Rücksichtnahme, mein Einfühlungsvermögen wächst über mein eigenes "Wissenwollen" ,"Helfenwollen um jeden Preis" hinaus. Ich wünschte, ich hätte nie im Leben diesen Weg aufgezeigt bekommen müssen, um das zu lernen. Ich werde versuchen, das Beste aus allem zu machen. Für Mama, aber der Ehrlichkeit halber auch für mich.

Ich danke Euch beiden und wünsche Euch einen guten Tag.

Annika
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