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Alt 15.01.2009, 15:40
sanmei sanmei ist offline
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Standard Trauerfeier

Hallo Ihr Lieben!
Ich habe tatsächlich irgendwie letzten Mittwoch diese Trauerfeier hinter mich gebracht. Erst dort habe ich meine Tanten und gute, liebe Freunde, die mich auch schon von klein auf kennen, wiedergesehen. Das war einerseits schön und tröstend. Einfach zu sehen, wieviele Menschen aufrichtig um meine Mama trauern. Andererseits ist es wohl nah am Limit dessen, was man so ertragen kann.

Am allerschwersten fiel mir der Gang in die Trauerkapelle. Als dann alle zur Seite gingen, um uns den Vortritt zu lassen, da wurde mir nochmal schlagartig klar, dass wir hier die nächsten Angehörigen sind, dass wir in der ersten Reihe sitzen werden und auch direkt angesprochen werden würden vom Trauerredner. In der Kapelle saßen schon als wir eintraten fast 40 Leute, die meisten ehemalige Kollegen, von denen ich einige in den letzten Wochen kennengelernt hatten. Da alle aus dem Pflegedienst kommen, sind das alles ganz unglaublich liebe Menschen.

Mit der Zeremonie hätte man es mir nicht recht machen können, selbst wenn Elvis aufgetreten wäre. Da kann man nichts machen. Ich habe das irgendwie durchgehalten und innerlich viel in mich reingeschimpft, wahrscheinlich einfach bloß, um das nicht alles zu nah an mich ranzulassen: "Himmel, lass es das erste Lied auf Erden sein, dass nur eine Strophe hat" oder "Oh nein, er spielt jetzt nicht wirklich das Ave Maria auf der Panflöte, oder?".

Ich habe anschließend gefühlte 3000 Hände geschüttelt und wurde genausooft umarmt und gedrückt. Dann einen Schritt hinaus in die Eiseskälte und....Erleichterung! Da ist wirklich ganz, ganz viel von mir abgefallen.

Wir sind alle zusammen durch den Schnee zur Kaffeetafel gestapft, wo uns die Wirtin auch schon sehr gut kennt und uns auch weinend begrüßt hat. Wir hatten dort vor kaum 3 Wochen den 57. Geburtstag meiner Mama gefeiert.

Es waren erst unheimlich viele Leute da, aber nach einer Stunde waren wir nur noch der engste Familienkreis und das war sehr schön.

Wir wollten noch am gleichen Abend zurück nach hause und sind deshalb gegen 17 Uhr abgefahren mit einem Sack voller guter Wünsche im Gepäck und vielen Gedanken, die mich bis nach hause begleitet haben. Schön, dass mein Süßer so wie selbstverständlich morgens hin und abends zurückgefahren ist. Ich mochte irgendwie lieber zuhause sein, in meinem eigenen Bett.

Jetzt müsste nur noch irgendwann die Beisetzung der Urne im Friedwald folgen. Aber ich spüre, dass ich das schlimmste überstanden habe. Irgendwas in mir war heile geblieben, von dem ich die Tage zuvor große Angst hatte, dass es zerbrechen und kaputt gehen würde. Darüber war ich ziemlich erleichtert und eigentlich auch ein Stück erstaunt. Ich denke, das habe ich wirklich meinem Mann zu verdanken, der meine Basis, meine Ruhe und mein Leben ist und der mir in dieser Zeit so unglaublich viel Kraft geschenkt hat. Ohne viele Worte. Er hat mich einfach so weitergezogen, wo immer ich alleine einfach nur paralysiert gewesen wäre.

Ich bin jetzt wieder voll und ganz in meinem kleinen Alltag: Büro, Freunde, Samstag sogar eine Geburtstagsfeier. Es sticht und schmerzt, wenn jemand ganz beiläufig seine Mutter erwähnt, weil meine für immer fort ist. Ich denke viel über sie nach. Über ihr Leben und was es wohl bedeutet hat. Was es für mich wohl bedeutet hat. Ich fühle mich ruhig und aufgeräumt.

Ich wünsche Euch allen alles Liebe!
Sandra
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