Thema: Endstadium
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Alt 11.11.2003, 19:23
Gast
 
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Standard Endstadium

Liebe Annette,

ich kann gut verstehen das du große Angst hast. Ich hatte auch Angst. Manchmal weiß ich gar nicht wie ich das alles geschafft habe, aber solange er noch da war ist man einfach stark. Man kann sich ja nicht einfach aufgeben, er hat uns ja gebraucht. Ich habe vor 3 Jahren schon meine Tante ganz elendig an Brustkrebs sterben sehen. Da dachte ich schlimmer kann es nicht kommen. Aber es kam schlimmer. Mein lieber Papa hat die letzte Woche vor seinem Tod in einer völlig anderen Welt gelebt. Er konnte nicht mehr sprechen und hatte seinen Körper überhaupt nicht mehr unter Kontrolle. Er konnte nicht mehr schlucken und wurde nur noch per Infusion ernährt. Irgendwann haben die Nieren versagt, er konnte nichts mehr ausscheiden und eine Lungenentzündung kam auch noch dazu. Die Antibiotika, die vielen Medikamente zur Beruhigung und das viel Morphium haben seinen schwachen Körper einfach langsam vergiftet. Als er so langsam seinen Verstand "verloren" hat sagte der Arzt für ihn ist es nicht so schlimm wie für uns. Wir waren seine so tolle Familie die immer zusammengehalten hat. Gar nicht leiden konnte er wenn wir geweint haben. Also haben wir uns zusammengerissen und gute Miene zu bösem Spiel gemacht. Ein bischen Trost gibt mir das ich alles Menschen mögliche für ihn getan habe (meine Mutter und meine Geschwister auch). Irgendwie gehen die Tage aber weiter. Wir sind alle ganz furchtbar traurig und verzweifelt. Er fehlt uns so unendlich. Ich gehe jeden Tag auf den Friedhof und erzähle ihm was so passiert ist. Dann ist es so als wäre er noch da. Aber richtig realisiert haben wir es alle noch nicht. Manchmal warte ich abends das er von der Arbeit nach Hause kommt und manchmal suche ich noch immer im Internet nach irgendetwas was ihm noch helfen kann. Ich habe immer noch das Gefühl er ist hier bei uns. Aber Fotos kann ich mir nicht ansehen und nichts was die Leute sagen kann mich trösten.
Ich kann dir die Angst nicht nehmen. Das kann leider niemand. Sei da für ihn und versuche dich von ihm ganz langsam zu verabschieden, denn wenn es keine Hoffnung mehr gibt mußt du es akzeptieren und loslassen. (Kann ich aber auch noch nicht.)
Wir haben in letzter Zeit viel über die glücklicheren Zeiten gesprochen und ihm versprochen das wir jetzt erst recht ganz eng zusammenhalten. Ich weiß nicht was wir sonst noch hätten tun sollen.

Wie ich (wir) damit fertig werden sollen weiß ich leider auch nicht. Jeden Tag einfach so nehmen wie er kommt und nicht ganz verzeifeln. Papa wollte nicht das wir so traurig sind.

Halte durch du bist nicht allein.

Gruß
Mandy
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