Götter in Grau?
gast1: ich habe von dir nur rhetorische Fragen gelesen, welche wolltest du denn nun beantwortet haben?
Wolf44: Es wäre allerdings sehr merkwürdig, wenn man alle Krebsentitäten zusammenschmeißen würde, um die Wirksamkeit von Chemotherapie "verbessert" darstellen zu können. Es wird nicht so gemacht.
Außerdem wird Chemotherapie definitiv nicht angewendet, wenn es auch ohne geht. In meinem Bereich sind das z.B. alle Formen nicht behandlungsbedürftiger Chronisch Lymphatischer Leukämien, wenig aggressiv verlaufende Fälle von Plasmozytomen, niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome und bestimmte besonders gutartig verlaufende Fälle von Hodgkin (LP-Typ) All diesen Patienten wird ohne Rücksichtr darauf, daß man andernfalls mehr Kohle verdienen könnte, keine Chemo gegeben.
Spontanheilungen hat es zu allen Zeiten gegeben und sie sind Gegenstand besonderen Interesses. Da man vermutet, daß Krebszellen die Fähigkeit zum programmierten Zelltod verloren haben, den gesunde Zellen besitzen und der dazu führt, daß sich normalerweise veränderte Zellen selbst vernichten kann man sich Spontanheilungen auch so erklären, daß der programmierte Zelltod wieder eingesetzt hat und der Tumor sich so selbst zerstört. Genau diesen Mechanismus will man mit neuen Therapieformen (monoklonale Antikörper, Radioimmuntherapie) forcieren und hat dazu ja auch schon ermutigende Ergebnisse.
Woher die 3%- Heilungsraten angeblich aus der Heidelberger Krebsstatistik kommen, weiß ich nicht und finde sie auch so nirgends.
Daß trotz Therapiefortschritt immer mehr Menschen mit der Todesursache "Krebs" auftauchen ist, so komisch es klingt, dem Fortschritt der Medizin zu verdanken. Das heißt, daß einmal viel weniger Menschen an Infektionskrankheiten etc. versterben und -da das Alter der Hauptrisikofaktor für Krebserkrankungen ist- deshalb auch immer mehr Menschen an Krebs erkranken. Sie überleben diese Krankheit allerdings viel länger als früher und mit einer viel besseren Lebensqualität. Sicher ist die Chemo kein Spaziergang, aber nicht zu vergleichen mit den Einschränkungen, die eine unbehandelt verlaufende Krebserkrankung mit sich bringt.
EWahr ist, daß viele Patienten nicht damit zufrieden sind, wenn sie keine Therapie erhalten. Das ist bei Viruserkrankungen so und auch bei Patienten mit malignen Erkrankungen. Viele halten diesen Zustand ohne Therapie nicht gut aus, und brauchen besondere psychoonkologische Unterstützung dazu.
anna
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