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Alt 17.02.2009, 09:46
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Villa Sonnenschein

Hallo,

ich bin neu hier, Amba hat mich auf diesen thread hingewiesen. Meine Frau, die ich 23 Jahre lang kannte, ist am 3.01.09 an metastasiertem BK verstorben. Ziemlich genau 2 Jahre nach der Diagnose, die eigentlich ganz gut aussah. Langsam wachsender Tumor, hormonrezeptiv. Nach Ablatio und AHT schien alles OK, bis letzten Herbst die Metastasen kamen (Lymphsystem und Nebennieren). Die aber so schnell, dass zwischen den ersten Tumorschmerzen und dem Tod nur 3 Monate lagen.

Chemo im November erfolglos abgebrochen, das war schon das Todesurteil. Aber wir konnten meiner Frau zum Glück noch ihren größten letzten Wunsch erfüllen: Zuhause zu sterben, hier noch Weihnachten zu erleben, mit Hund, Katze, Papagei und mit Besuch der wichtigsten Freunde und Familienmitglieder zum Abschied. Sie durfte noch gut 2 Wochen über Weihnachten und Neujahr Zuhause sein und sterben, während ich und der Hund bei ihr waren. Sie hat uns dann (auch für mich unerwartet) schnell verlassen. Ja, sie war sehr erschöpft nach den vielen Besuchen. Aber ich dachte, sie muss sich nur etwas erholen und würde sich dann wieder aufrappeln. War aber nicht. Freitag Mittag war eine gute Freundin da, mit der meine Frau noch gescherzt hat - geistig völlig klar. Freitag Abend konnte sie nicht mehr deutlich sprechen, woran ich schon gemerkt habe, dass ich diese Nacht wohl besser nicht schlafen gehe. Samstag früh um 4 ist sie dann gestorben. Sprechen konnte sie nicht mehr, aber mich verstanden und reagiert hat sie noch.

Naja, seither lebe ich hier auf unserem kleinen Bauernhof - unser Traum, den wir uns erst vor gut 3 Jahren erfüllt haben - knapp ein halber Hektar mit 6 Hühnern, 4 Schafen, 1 Hund, 1 Katze, 1 Papagei und ungezählten Hausmäusen ;-) Ist nicht so ganz einfach, nach so vielen Jahren plötzlich „allein“ zu sein.

Der wichtigste für mich ist im Moment der Hund. Der beste Hund der Welt. Ich weiss noch, wie wir vor 3 Jahren im Tierheim waren - und in einem der Zwinger war er. Ein 40 kg großer, bösartiger, schwarzer, bissiger, asozialer Kläffer, der von Geburt an 4 Jahre lang isoliert im Zwinger und an der Kette war, ohne Menschenkontakt. Der hatte vor allem fürchterliche Angst, und aus Angst hat er gebissen – schwere Zwingerneurose :-( Aber zu meiner Frau und mir war er von Anfang an der beste Hund von allen. Er hat uns niemals bedroht, sondern immer „mit Zähnen und Klauen“ beschützt und verteidigt. Als ich im Tierheim vor seinem Zwinger stand, hat er das Kläffen eingestellt, und ich habe „instinktiv“ meine Finger durch das Gitter gesteckt (meine Frau und die Mitarbeiterin vom Tierheim waren dem Herzinfarkt nahe...). Und dann kam er sofort an... und hat meine Finger abgeschleckt. Seither war klar, dass wir beide lebenslang zusammen gehören.

Die Katze ist auch aus dem Tierheim und hat sich hier schnell von einer Haus- zur Hofkatze entwickelt. Wird abends ausgesperrt und darf morgens wieder anklopfen. Zum Glück hat sie sich abgewöhnt, uns mit Fröschen, Schlangen, Ratten und kleinen Hasen zu „beschenken“ - sie beschränkt sich jetzt auf Mäuse und Eidechsen ;-)

Der Graupapagei ist nicht aus dem Tierheim, sondern aus einer privaten Auffangstation. Halt so ein Endlager für Tiere, die keiner mehr haben will. Er liegt mir besonders am Herzen. Zum einen, weil den Krummschnäbeln schon lange mein Herz gehört. Und er der einzige von 2 Dutzend ist, der mir noch geblieben ist. Zum anderen, weil er so alt ist wie ich (über 40), über 35 Jahre allein gehalten wurde, seit langer Zeit blind ist und einen Sack von Zivilisationskrankheiten mit sich rumträgt. Weiss nicht, wie oft wir mit dem in Notfallaktionen beim Tierarzt waren, um ihn per Infusion wieder auf die Beine zu bringen. Dem ersetze ich, weil er Einzelhaltung nicht verkraftet, seit Jahren den Vogelpartner. Heisst: ich muss ihn täglich ausgiebig kuscheln.

Weil ich Papageien sehr mag, ein Wort an Amba: der Welli scheint zwar „putzmunter“ - aber er ist schwer verhaltensgestört. Auch Wellis sind Paarvögel, im Idealfall lebenslang monogam. Einzelhaltung ist Tierquälerei, und der Plastikvogel als Ersatz so, als würde ein Mensch Tag und Nacht mit einer Gummipuppe reden müssen, weil er keinen anderen Menschen zum Reden hat. Private Auffangstationen gibt es viele, auch Tierheime nehmen Wellis, evtl. auch ein seriöser Züchter vor Ort.

Viele Grüße,
Stefan