Liebe Ela,
ich kann mich so glücklich schätzen das ich meine Mam noch bei mir habe, denn sie ist auch für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich versuche jede Sekunde, jeden Moment mit ihr zu genießen, alles in mich aufzusaugen, ich bin sehr, sehr froh das ich zumindest diese Chance habe und seit der Diagnose ist das alles sehr viel bewusster und unser Verhaeltnis ist noch besser und noch enger geworden, was mir natürlich auch etwas Angst macht, weil ich ohne sie alleine bin. Wir haben noch die Möglichkeit zu kämpfen und das tun wir, das tut sie !
Manchmal denke ich, wenn ich noch jemanden an meiner Seite haette, der mich liebt, wäre es erträglicher oder zumindest leichter - aber vielleicht ist das ein Wunschdenken. Das sind zwei paar Schuhe. Mama´s Diagnose und meine Sehnsucht nach einem Partner oder einem guten Freund. Ich darf darauf nicht zuviel Gewicht legen, ich schaff es auch alleine. Habe es bisher ja auch alleine geschafft. Ich bin stark und ich sehe es jetzt auch nicht mehr als Schwäche an, Schwach zu sein. Und hier kann ich schwach sein.
Es ist nur so traurig, denn ich habe das genau wie du erlebt. Ich habe meiner Freuindin zugehört die Liebeskummer hatte während Mama ihre Diagnose bekam. Ich habe ihr zugehört weil es mich intressiert hat und weil ich als Freundin für sie da sein wollte und weil ich denke das es ein nehmen und ein geben sein sollte und eine Zeitlang dachte ich, das ich das dann eben auch zurück kriege, aber dem war nicht so und das hat mich irgendwie auch desillusioniert und verbittert.
Jetzt bin ich darüber wütend und manchmal lasse ich diese Wut an den Menschen aus die es doch gut mit mir meinen wie zum Beispiel Mama.
Viele Freunde(?) dachten und denken das der Krebs eine Erkältung ist. Meine Mutter hat wieder Haare und sieht doch gesund aus, was mache ich also so ein Theater?? Ja das musste ich mir anhören. Ja Mama ist gesund aber trozdem ist der Krebs immer präsent. Immer ein Thema. Immer Angst. Immer Anspannung. Aber wem erzaehle ich das. Ich wuenschte, die Menschen in meinem Umfeld haetten soviel Verständnis oder wenigstens Akzeptanz und würden mich mal in den Arm nehmen. Aber wenn ich da nicht funktioniere bin ich die Spaßbremse...
Vermutlich schieben es viele aufs Alter, aber ich bin jetzt 22 und viele meiner Bekannten /Freunde mitte/ende 20 und ich denke da kann man das erwarten. So wie es auch von mir erwartet wird. Ich bin keine 16 mehr. Für viele hier mag es jung klingen aber an manchen Tagen fühle ich mich so alt und ausgebrannt.
Das mit dem Entspannen klappt an manchen Tagen sehr gut. Bei den Pferden. Wenn ich ausreite oder wenn ich fotografiere oder schreibe. Oder einfach in der Sonne sitze oder ein schönes Lied höre.
Ich bin auch nicht ganz unbelastet, vor ein paar Jahren war ich ein paar Wochen in der Psychiatrie und desöfteren fiel die Diagnose Borderline wobei ich mich dagegen aber wehre. Also, die stabilste Psyche habe ich nicht, dass ist leider so. Um so mehr bewundere ich all die Menschen hier die so stark sind, wenn ich doch nur ein bisschen so wie sie wäre.
Ich arbeite auf einer Inneren Station, wir haben viele krebskranke Patienten und viele die bei uns ihre letzte Reise antreten, auch das ist nicht einfach.
Danke, dass du mir gegenüber so offen warst, Ela
Ich knuddel dich feste zurück!