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Alt 02.03.2009, 14:57
anja66 anja66 ist offline
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Registriert seit: 29.05.2006
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Standard AW: Zeichen von unserem geliebten Menschen

also wenn ich mich hier die beiträge durchlese, dann kullern mir die tränen. vieles was hier erzählt wurde ist traurig, aber dennoch schön. ich finde es schön, wenn auch andere von diesen "seltsamen" dingen berichten, die ich nur allzu gut kenne und hier auch einmal erzählen möchte.

mein erstes erlebnis hatte ich mit 12 jahren als meine oma verstarb. sie war bereits 82 jahre. einen tag vorher war ich bei ihr um mit ihr abendbrot zu essen. sie bat mich immer wieder bei ihr zu schlafen, doch ich wollte lieber wieder nach hause gehen. am nächsten tag kam ein anruf von unseren nachbarn, dass wir schnell kommen sollten weil etwas passiert war. ich lief damals in socken die drei strassen weiter, weil ich ein ganz schlechtes gefühl im bauch hatte. dann fand ich sie zusammen mit meinem bruder in der küche. das war meine erste erfahrung mit dem tod. meine mutti erzählte mir danach, was meine oma die tage vor ihrem tod erzählt hat. sie meinte, dass sie geträumt hat, dass sie zusammen mit ihrem verstorbenen mann ein haus gebaut hat und alle (die bereits verstorben waren) dabei halfen...es war wohl das neue haus für sie gewesen. außerdem musste meine mutti immerzu ihre uhr aufziehen, das wahr ihr am allerwichtigsten. als sie verstorben war blieb diese uhr stehen und auch unsere stubenuhr zu hause, genau um 10.40..der todeszeitpunkt welcher auf der todesurkunde vermerkt war.

die tage und wochen danach waren auch sehr seltsam. meine oma rieb sich immer mit so einem öl die beine ein, ich hatte immer das gefühl es riecht danach in unserer wohnung, obwohl wir solch ein öl nicht zu hause hatten. wir fertigten dann auch ein fotoalbum an, wo die bilder von ihrer beerdigung und vom grab usw. drin waren. da wir umgezogen sind, haben wir es herausgeholt. mein bruder nahm dieses album und meinte, er führt oma durch die neue wohnung, damit sie sehen kann wo wir jetzt wohnen. als er das tat, sprang der aschenbecher in der küche in 4 teile. er war vorher nicht kaputt oder angeschlagen. er zersprang einfach so in 4 teile als wir von ihr redeten.

im januar 2006 hatte ich wieder so ein erlebnis. der opa von meinem freund war schon lange sehr krank und zuletzt an krebs erkrankt. er war wie ein opa für mich, den ich niemals hatte. ich hatte einen schwarzen wintermantel. den habe ich an diesem tag gewaschen gehabt und er hing am kleiderschrank gegenüber von meinem bett zum trocknen. die nacht habe ich von ihm geträumt. wir haben ganz lieb miteinander geredet und er hat sich von mir verabschiedet und ich mich von ihm. als ich danach um 5 aufgewacht bin, sah ich den schwarzen mantel hängen und wusste, dass er verstorben ist. ich habe mich nicht getraut bei der mutter meines freundes anzurufen und wartete auf ein zeichen von ihr. sie rief mich nachmittags an und erzählte mir, dass opa um 5 uhr früh gestorben sei. mir laufen wieder die tränen wenn ich das schreibe. ich muss dazu sagen, dass wir etwa 560km voneinander entfernt wohnen. ich konnte mich nicht persönlich verabschieden oder ihn vorher noch einmal sehen. er ist deswegen zu mir gekommen


die schlimmste und dennoch schönste erfahrung habe ich nach dem tod meines vaters im august 2006 gemacht. er bekam im november die diagnose krebs und danach ging alles auch sehr schnell. uns waren die hände gebunden, wir konnten nur zusehen, wie es ihm immer schlechter ging. wenn ich an die zeit denke, kommt dieses ohnmachtsgefühl wieder hoch.

an einem sonntag war er gestorben. ich bin mit meinem bruder am freitag ins krankenhaus gefahren. er war apathisch konntesich nur noch surch zeigen mitteilen. ich fragte ihn papi wo hast du denn schmerzen? er zeigte auf seinen ganzen körper. es machte mich hilflos und unendlich traurig. meine mutti war an diesem tag zu erschöpft um mit zu kommen. am samstag sind wir zu dritt ins kh gefahren. er war wie ausgewechselt. ansprechbar und "normal" wie immer. wir haben späße gemacht und uns unterhalten.

als wir dann gehen wollte entstand ein ganz komische stimmung. es war leise im zimmer. meine mutti saß am kopfende bei ihm, wir kinder am fußende. in diesem moment...er schaute meine mutter an die da saß und weinte. wir beide sahen in diesem blick, dass es vorbei war. ich werde diesen blick niemals vergessen und auch mein bruder nicht. es war ein trauriger blick des verlierens, des aufgebens.

als wir aus dem zimmer gegangen sind rief er uns nach "ich komme gleich nach"...abends saßen wir noch bis in die nacht hinein und unterhielten uns. uns wurde klar dass es kein wiedersehen mehr geben wird. wir schauten uns fotos an und redeten. am nächsten morgen rief das kh an und teilte uns mit, dass er verstorben sei.

am mittwoch vorher hatte ich einen traum. ich wusste dass mein papa gestorben ist im krankenhaus, aber keiner wollte ihn noch einmal sehen und nocheinmal abscheid nehmen. nur ich wollte es unbedingt. ich bin heute noch froh, dass ich diesen traum meiner mutti erzählte, denn ansonsten wäre es nicht mehr zu einem abschied gekommen.

wir fuhren also nach dieser nachricht ins krankenhaus. als ich aus dem fahrstuhl gehen wollte konnte ich nicht mehr laufen. ich wuste dass ich jetzt in das zimmer gehen würde, um meinen papa ein letztes mal zu sehen. ich konnte nicht mehr laufen, die knie waren weich, meine mutter schob mich den gang entlang. die schwester meinte noch "wenn sie nicht will dann lassen sie sie und zwingen sie sie nicht". was die schwester nicht wusste: meine mutti hatte von meinem traum gewusst und somit auch gewusst, dass sie mich ins zimmer bringen muss.

als wir dann drin waren bin ich zuerst zusammengebrochen. danach entstand aber ein komisches gefühl. ich fasste ihn an, küsste ihn, er war so kalt. ich konnte es nicht fassen dass nichts mehr zurückkam von dem gebliebten menschen der da vor mir lag. in diesem moment überkam mich eine innere ruhe und wärme.

ich hörte meinen papa sprechen, ich werde es nie vergessen. er sagte zu mir "anja weine nicht, das was du vor dir siehst ist nur meine hülle. sei nicht traurig es ist nur meine hülle. mir geht es gut" ich schwöre hier bei allem was ich habe, das hat er zu mir gesagt. ich wollte nicht mehr weg von seinem bett. es war einfach nur schön irgendwie. nachdem er das zu mir gesagt hatte war nichts mehr schrecklich daran. es war irgendwie schön zu sehen, dass er nicht mehr leiden muss und keine schmerzen mehr hatte. auch seine beerdigung war für mich nicht schlimm. es war auch irgendwie schön. ich weiß nicht ob mich jemand verstehen kann, aber es hatte wirklich etwas friedliches.

auch hier ist wieder etwas pasiert, was für uns ein zeichen war. mein papa war ein witziger typ und als der bestatter die kerzen anzünden wollte, hat er sich an einer verbrannt und wir mussten leise lachen weil wir wussten wer dafür verantwortlich war. danach erzählte der pfarrer über ihn und uns als familie. wir aßen in der ersten reihe vor den kränzen. der eine war von meiner mutter. als der pfarrer von den beiden erzählte und ihrer leibe, da viel ein blatt von diesem kranz meiner mutter ab. das komische daran. danach musste wir uns angucken, weil wir es alle (also echt ehrlich) als superlaut empfanden.

diese zeichen waren ein großer trost für uns alle und somit war die beerdigung meines eigenen papas für mich in einem sinne schön. auch danach habe ich immer wieder von ihm geträumt oder ein zeichen bekommen. es ist ein schönes gefühl zu wissen, dass er immer noch bei mir ist.