AW: Brauche Hilfe!!!
Guten Morgen liebe Heike,
danke, dass du mich so lieb aufgenommen hast in deinem Eckchen.
Du machst das alles toll. Es ist verständlich, dass aber manchmal auch die Kräfte schwinden, man einfach nur funktioniert. Genieße die guten Stunden, damit du Kraft hast, die schweren zu durchleben.
Gerade, wenn es um den wichtigsten Menschen, den man im Leben hat, geht, fühlt und kämpft man mit jeder Faser des Körpers und das kostet unendlich Kraft, v.a. wenn man noch im Berufsleben völlig "normal" sein soll.
Mein Mann hat zwar keinen Krebs, aber ich weiß, was Verlustangst ist...nackte Angst.....Panik, die einem das Atmen zu nehmen scheint...
Mein gesunder, starker, noch nie krank gewesener Mann (38) fiel am 13.03.05 zu Hause einfach um und war nicht mehr ansprechbar. Er übergab sich, Blasen- und Darmkontrolle weg....Nach unendlich langen 15 min kam der Notarzt und sagte ziemlich schnell, es ist was am Kopf. Er kam in die Uniklinik. Nachdem ich meinen damals 6jähr. Sohn untergebracht hatte, bin ich dorthin in die Notaufnahme. 4 Stunden Warten, eigentlich war ich da noch "vergleichsweise" ruhig, denn er war ja im KH, die würden ihm helfen. Dann kam ein Assistenzarzt, der auf dem Gang unglaublich kalt zu mir sagte:" Ihr Mann hatte eine schwere Hirnblutung und wird jetzt operiert. Aber aller Voraussicht nach wird er die OP nicht überleben." Ich kam mir vor wie im Film, das konnte doch gar nicht uns betreffen?
Ich will an der Stelle abkürzen, er hat die schwere, achtstündige OP am offenen Hirn überlebt, aber es folgten 4 Wochen Koma und insgesamt 5 Wochen künstliche Beatmung. Ich war jeden Tag an seinem Bett, habe aber nicht gezählt, wie oft ich nachts einen Anruf vom KH bekam, dass ich sofort kommen solle, er würde die Nacht nicht überleben.
Alle möglichen Komplikationen, die häufig tödlich enden oder aber zum Schwerstpflegefall führen, hat er in dieser Zeit mitgenommen....dazu weitere 3 HirnOPs.
Auch hier will ich abkürzen um dich n iocht zu langweilen, nach einer langen Genesungsphase, in der er mühsam schlucken, essen, laufen....einfach alles... wieder lernen musste, geht es ihm heute relativ gut. Er arbeitet wieder!!!!
Sicher ist nicht alles wie früher, wird es auch nie wieder sein, aber wir leben damit, auch mit den Rückschlägen, die immer mal wieder kommen.
Die Ärzte gaben ihm am Anfang so gut wie keine Chance jemals wieder ein selbstständiges Leben führen zu können. Später sprachen sie von einem Wunder, noch später davon, dass man die Lehrbücher umschreiben müsse, denn so stünde das nicht drin....
Es war ja kein Krebs, deswegen gehört es eigentlich auch nicht hierher, aber ich wollte dir damit sagen, es gibt sie, die Wunder.
Der wichtigste Mensch in der damals so schweren Zeit war mein Schwiegervater.
Mein Schwiegervater war der Mensch, der während der langen Erkrankung meines Mannes IMMER für mich da war. Ich konnt ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen, er hat immer alles stehen und liegen gelassen und ist zu mir gekommen. Er hat in der Nacht im KH angerufen, wenn ich zuviel Angst vor schlechten Nachrichten hatte. Sogar aus Leitungssitzungen mit ausländischen Geschäftspartnern ist er sofort gekommen, wenn ich jemanden brauchte. Sei es auch nur um mich in den Arm zu nehmen...
Damals sagte er, den Wortteil "Schwieger" bei Schwiegertochter gibts für ihn nicht mehr. Ich glaube, das sagt vieles.
Für unseren Sohn war er der beste Opa, den man sich vorstellen kann. Als er noch ganz klein war und gerade voll auf Wicki und die starken Männer stand, hat er Wickingerhelme für sie beide gekauft und ist mit ihm durch den Wald gerannt und hat Abenteuer erfunden.
Leider ist er im Sept an Krebs gestorben. Er fehlt mir so sehr!
Liebe Heike, ich wünsche dir so sehr das Wunder!!! Genieße jede Stunde und mache nur das, was dir oder eurer kleinen Fam im Moment gut tut.Ich weiß, dass das Umfeld das micht immer versteht, aber ich hatte zum Beispiel keine Kraft, noch auf die Gefühle meiner Mitmenschen Rücksicht zu nehmen (die manchmal auch aus reiner Unkenntnis alles besser wussten und das nicht böse meinten) und wer nicht verstanden hat, dass ich mich mich manchmal einfach verkriechen, nichts erzählen,wollte, der war auch für mich kein richtiger FreundEigentlich fand ich die ganzen gutgemeinten Ratschläge blöd wie"Lenk dich ab" "Tu was für dich" "Ess was" und und und Du spürst selbst, was dir und deinem Körper gut tut und wenn du das machst, ist es für dich nie falsch!
Einer von den richtigen Freunden ist morgen vor einem Jahr an einem Hirntumor (leider auch zu früh mit 39) gestorben. Vielleicht bin ich deshalb auch so sentimantal.
Ich hoffe, du verzeihst, dass ich deinen Thread jetzt mit einem so langem Text "zugemüllt" habe, der ja gar nicht hierher gehört.
Ich wünsche dir heute auf alle Fälle einen schönen Tag. Die Sonne scheint leider hier (Thür.) nicht, sonst würd ich sie dir schicken.
Ich umarm dich ma ganz vorsichtig, wenn du magst...
Ganz liebe Grüße
Sadie
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[B]D. (mein allerliebster Schwiegerpapa) - Prostatakrebs und Hirnmetastasen
Du wirst immer in meinem Herzen sein!
Geändert von Sadie (07.03.2009 um 09:07 Uhr)
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