AW: Nur Rückschritte
Ihr Lieben,
herzlichen Dank für eure einfühlsamen und hilfreichen Antworten.
Ich schreibe erst jetzt zurück, weil ich es in den letzten Tagen so oft wie es ging möglich gemacht habe, zu meinem Papa zu fahren. Fast immer hatte ich die beiden Kleinen dabei, was zwar sehr anstrengend war, meine Mutter aber unglaublich aufgeheitert hat. Meine Tante hat dann in der halben Stunde auf sie aufgepasst, während Mama und ich auf der Intensivstation waren.
Heute ist die OP drei Wochen her. Letzte Woche fing es auf einmal an, bergauf zu gehen. Mein papa wurde von Stunde zu Stunde klarer. Über meine Besuche hat er sich besonders gefreut. Er hat angefangen, mit uns schriftlich zu kommunizieren (er hat immer noch den Luftröhrenschnitt), war zeitweise euphorisch und hat Pläne geschmiedet. Ein paar Bissen Brot und einige Schluck Tee gingen auch schon. Gestern saß er im Sessel, als ich kam, und zwei Stunden selbständig geatmet hatte er gestern auch schon.
Heute abend rief meine weinend an: mein Papa hatte einen Lungenkollaps wird wieder vollständig beatmet, hat den einen Schlauch zur Lunge wieder gelegt bekommen und hat Fieber. Die Ärzte sind ratlos und befürchten schon einen Krankenhauskeim.
Wir haben in den letzten Tagen so viel Kraft getankt, dass wir dachten, mit Rückschlägen fertig u werden. So etwas massives hätten wir jedoch nie erwartet und sind so ziemlich am Ende. Meinen Papa so leiden zu sehen ist, wie einen Dolch in den Bauch gestossen zu bekommen.
Von einem so schlechten posroperativen Verlauf habe ich auch hier noch nie gelesen, und mittlerweile habe ich einfach riesige Angst, dass er an den Folgen der OP stirbt.
Traurige Grüße, Judith
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