AW: So langsam am verzweifeln
Liebe Alexandra,
du hast einen sehr großen Verlust erlebt und es hat dir den Boden unter den Füßen weggezogen, dazu deine Krebserkrankung mit den belastenden Therapien. Am liebsten würdest du dich daheim zurückziehen und trauern. Es ist ganz normal, dass du dich momentan so schlecht fühlst. Auch zwei Jahre nach so einer Erkrankung sind wir nicht einfach "repariert" und "funktionieren" wie vorher, auch wenn unsere Umwelt das gerne hätte und auch von uns fordert.
Versuche es vielleicht einmal so zu sehen: Du hast deinen Job (was viele andere nicht haben), der dich fordert, vielleicht anstrengt, aber auch ablenkt. Du hast deine Eltern und deine Kinder. Du hast Freunde, die gerne mit dir zusammen sind und etwas mit dir unternehmen. Du bist nicht allein!
Der Sinn meiner Kebserkrankung bestand für mich auch darin, mein Selbstwertgefühl nicht von anderen abhängig zu machen, sondern mich wieder einmal in der alltäglichen Tretmühle auf mich selbst zu besinnen. Auf meine Wünsche, Träume, Bedürfnisse. Und das, was möglich ist, anzupacken und zu verwirklichen. In kleinen Schritten.
In erster Linie habe ich für mich selbst gekämpft, für mein Leben.
Manchmal kann man auch die Hilfe eines Fachmannes (Psychologe, Arzt, Psychoonkologe ...) nicht gleich annehmen. Aber wenn du nach einiger Zeit das Gefühl hast, mit deiner Trauer nicht mehr alleine zurecht zu kommen, ist es nicht verkehrt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du musst allerdings bereit sein, dich darauf einzulassen.
Liebe Grüße
Birgit
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