AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK
Ihr Lieben,
durch Eure lieben Gedanken mitgetragen haben wir den schweren Gang gestern überstanden.
Ich möchte Euch ein wenig berichten von dieser Beerdigung. Es ist viel, das ich schreibe, möchte es Euch aber so gerne erzählen.
Es würde mich so freuen, wenn Ihr Euch die Zeit nehmen könnt, dies alles zu lesen.
Wir hatten einen 1-Stündigen Gottesdienst gestaltet. Es war wundervoll dekoriert: Die Urne mit Rosen, Foto meines Papas, Mamas Gesteck (orangene Rosen) und die beiden Gestecke von meiner Schwester und mir (gelbe und weiße Rosen), alles mit weiteren Rosenblüten bestreut.
Im Sinne meines Papas hatten wir um Spenden statt um Blumen gebeten, so dass nur unsere Rosen dort standen.
Etwa 200 Personen waren in der Kirche.
Die Lieder zum Gottesdienst hat meine Mama ausgesucht.
Ich habe eine Art Fürbitten und ein alternatives "Gebet", einen Text von Bonhöfer ausgesucht.
Mein Mann hat meine Rede vorgelesen.
Er hatte Tränen in den Augen, und dabei die Menschen mit seiner warmen und ruhigen Stimme berührt.
In einer sehr persönlichen Predigt hat der Pfarrer ein Bild von meinem Papa aufgezeigt, nicht so, wie ich ihn nicht kenne, sondern so, wie die Menschen außerhalb der Familie ihn gekannt haben.
Mit Tränen in den Augen hat er von Begegnungen und Erlebnissen mit ihm erzählt.
Ich war schon immer stolz auf meinen Papa, aber die Predigt hat mich noch mehr mit Staunen und einem dankbaren Lächeln erfüllt.
Danach sind wir zum Friedhof gefahren, in eine andere Gemeinde. Ein Besonderheit, weil mein Papa sich in zwei Gemeinden engagiert hatte.
Dort war die Urne auf einer Wiese am Fuße eines großen Kreuzes aufgebaut, es wurde meinem Papa gedacht mit folgenden Worten:
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht.
Ich bin tausend Winde, die weh'n,
ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee,
ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn,
ich bin der sanfte Regen im Herbst.
Wenn Du erwachst in der Morgenfrühe
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel
im kreisenden Flug.
Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht.
Die Sonne schien, es ging ein leichter Wind.
Dann ging es weiter zum Grab und wir haben Papa beerdigt.
Beim anschließenden Kaffee-Trinken waren noch etwa 130 Personen anwesend.
So viele Menschen fanden wertschätzende Worte für meinen Papa.
So viele Menschen haben ihn geschätzt und geliebt.
Mit Erschütterung habe ich gelesen, dass Merci ihren Kampf nun auch verloren hat.
Die Zeit ist nur für uns stehen geblieben, aber die Welt dreht sich unerbitterlich weiter.
Ich habe in den letzten Tagen nur wenig bei Euch gelesen. Dienstag gehe ich wieder arbeiten. Mein Mann ist in der Woche in Wien auf Dienstreise.
Es muss ja weiter gehen.
Ich denke, dass ich auch dann wieder die Kraft finde, bei Euch zu sein.
Eure Kirsten.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009
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Geändert von Kirsten67 (14.04.2009 um 23:31 Uhr)
Grund: Rede gelöscht
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