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Alt 21.04.2009, 10:20
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Registriert seit: 09.04.2008
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben ,

vielen Dank für Eure offenen Worte, und die tröstlichen Beiträge.

Gestern abend hatte ich ein laaaaanges Telefonat, dass sehr gut getan hat . Und heute morgen habe ich meine beste Freundin angerufen. Sie wohnt mit Mama in einer Straße, kennt meine Mama von Kindheitsbeinen an, und die beiden haben auch ein Duz-Verhältnis. Jedenfalls hab ich mich gerad mal so richtig ausweinen können und nun geht es mir ein wenig besser.

Meine Mama ist eigentlich durchweg realistisch. Ich habe immer das Gefühl, und das formulierte sie vor einer Weile auch ganz deutlich, dass das Schlimmste für sie ist, geliebte Menschen irgendwann zurücklassen zu müssen. Sie meint noch uns alle trösten zu müssen, weil sie uns traurig macht. So scheint sie wohl oft zu denken und zu empfinden. Sie hofft jetzt auf den heutigen Tag - darauf, dass die Tumormarker noch nicht sooo gravierend hoch sind. Ja, vielleicht darauf, dass Topotecan doch noch was ausrichten kann. Und falls das nicht so ist, dann wird sie die nächste Chemo in Kauf nehmen. Der Onkologe hat ihr gesagt, es gäbe noch Möglichkeiten, wobei die Ansprechraten wohl nicht so erfolgreich wären. Gut, aber das wußten wir ja. Die First-Line ist eben am effektivsten und rückblickend war sie sehr erfolgreich. Dafür ist Mama dankbar.

Ich bin stolz auf sie, weil sie so tapfer ist und alles so annimmt, wie sie es eben tut. Im Moment gerate ich in einen Gefühlssog des verzweifelten Liebhabens. So ähnlich hat sich das vor ca. einem Jahr, kurz nach Diagnosestellung angefühlt. Diese Verzweifelung ist über Nacht gewachsen und immens groß geworden. Heute konnte ich seit langem wieder nicht richtig schlafen, bin oft wach geworden und der "Krebs-Gedanke" war wieder so präsent. Mein Mann ist auch so lieb und einfühlsam. Ja, schon fast behutsam. Nicht, dass er das sonst nicht sein könnte, aber sein Naturell ist für gewöhnlich eher etwas "gröber". Also, sagen wir´s mal so...als der Liebe Gott das Feingefühl verteilte, stand er nicht gerad vorne in der Schlange . Nun ist er so bemüht und lieb und das macht mich noch trauriger.

Tröstlich ist für mich zu wissen, dass Essen wirklich eine gute Entscheidung ist. Dort ist sie gut betreut und aufgehoben. Meine Mama hat sich sogar schon damit auseinandergesetzt und darüber Gedanken gemacht, wohin sie gehen würde, wenn sie den Weg bis dorthin mal nicht mehr in Kauf nehmen könnte. Hier in GE gibt es ein Krankenhaus mit Palliativstation. Sie bespricht sowas dann in der letzten Zeit auch mal und hat sogar beim Notar eine Patientenverfügung machen lassen. Dinge, die ich seinerzeit als so wichtig und klärenswert fand, und die sie damals weit von sich gewiesen hat. Heute ist das umgekehrt. Heute kümmert sie sich, und ich möchte davon am liebsten nichts hören und sehen.

Nun warte ich auf ihren Anruf. Ich denke jetzt wird gerad die Chemo beendet sein und sie wird sich so langsam auf den Rückweg machen.

Ich schaue später noch einmal rein (mein oller PC tut´s immer nur sporadisch).

Wünsche Euch allen einen guten Tag.

Annika
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