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Alt 23.04.2009, 09:32
marty marty ist offline
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Standard AW: neu hier

Hallo zusammen,

vor ein paar Tagen bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe seither mit großem Interesse die verschiedenen Beiträge gelesen.

Ich bin 50 Jahre alt und seit Januar 2009 selbst an Eierstockkrebs erkrankt.
Bei mir wurde EK Figo IV diagnostiziert mit Mestastasen am Darm, Blase, Milz, Bauchnetz und Leber sowie zwei bösartig veränderte Lymphknoten in der Achselhöhle.

Kurz vor Weihnachten war ich wie jedes Jahr zur Krebsvorsorge. Seit einigen Wochen hatte ich den Eindruck eines zu häufigen Harndrangs, habe das aber auf eine beginnende Blasenschwäche geschoben (das Alter eben ). Meine Wechseljahre hatten auch noch nicht eingesetzt, die Menstruation war regelmäßig wie ein Uhrwerk. Lediglich der Mitte Dezember plötzlich aufgetretene Knoten in der Achselhöhle hat mich etwas beunruhigt. Meine Gynäkologin hat die Tumore am Eierstock dann bei der Untersuchung gleich gesehen und mich zur Abklärung des Achselknotens noch vor Weihnachten zur Mammographie geschickt sowie wegen der Feiertage dann Anfang Januar ins Krankenhaus zur Biopsie. Der Arzt, der die Mammographie durchgeführt hat, meinte, dass die Knoten in der Achsel wahrscheinlich von einer unbemerkten Entzündung im Arm oder der Hand herrühren würden, da meine Brust in Ordnung sei. Ich sollte mir da keine Gedanken machen, in zwei Wochen wäre das bestimmt wieder weg. Soviel zur Aussagekraft der Mammographie bzw. zur Diagnose mancher Ärzte ......

Anfang Januar wurde dann bei der Biopsie im Krankenhaus gleich der Zusammenhang zwischen dem Achsel-Knoten und den Eierstocktumoren festgestellt und somit war klar, dass der Krebs schon im gesamten Bauchraum gestreut hatte. War ein ganz schöner Schock, zumal in unserer Familie bisher überhaupt keine Krebserkrankungen aufgetreten sind und man auch nicht irgendwie "vorgewarnt" war. Es hat bestimmt zwei Wochen gedauert, bis ich diese Hiobsbotschaft einigermaßen verdaut hatte. Meinem Mann und meinen Töchtern hat das auch arg zugesetzt. Schon allein deshalb versucht man ja, sich zusammenzureißen, es macht die Situation auch nicht leichter, wenn man sich hängenlässt.

Da die Tumore im ursprünglichen Zustand nicht operabel waren, habe ich erst zwei Zyklen Chemo bekommen, dann Anfang März eine achtstündige OP, bei der glücklicherweise alle sicht- und tastbaren Tumore entfernt werden konnten. Nächste Woche bekomme ich die insgesamt 5. Chemo und fühle mich zur Zeit eigentlich richtig gut. Lediglich mein Verdauungstrakt spielt immer noch verrückt. Würde mich nicht wundern, wenn bei der OP eine Stelle nicht richtig zugenäht wurde, woher soll sonst immerzu die ganze Luft kommen

Ich weiß, dass die Prognosen in diesem Krankheitsstadium alles andere als gut sind, aber ich sage mir immer : das sind Prognosen, nichts weiter.

Zur Zeit versuche ich, nur von einem Schritt bis zum nächsten zu denken. Ein bisschen Bammel habe ich vor der Zeit, die nach der letzten Chemo kommt. Von einer Kontrolluntersuchung bis zur nächsten warten und dann immer wieder die Befürchtung, dass neue Tumore gefunden werden. Wie geht Ihr denn damit um? Voraussichtlich im Juni werde ich zur AHB fahren. Vielleicht kann man mir dort ja auch ein paar Ratschläge geben.

Die Arzthelferin meiner Hausärztin sagte vor einiger Zeit grinsend, ich wäre ja wohl beinhart, da ich immer versuche, soviel wie möglich mit Humor zu sehen. Als sie mir Blut zur Kontrolle abnehmen wollte, habe ich ihr nämlich gesagt, dass das nicht viel Sinn macht. Ich hätte bei der OP vier Blutkonserven bekommen. Viel von meinem Blut sei da vorerst nicht mehr mit drin

Gut, dass sie mich nicht sehen kann, wenn ich manchmal meinen "Hänger" zu Hause habe. Aber ich denke, das ist legitim. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand in dieser Situation nur immer gut drauf ist.

Mit vielen Grüßen und guten Wünschen an alle Betroffenen

Marty

... und denkt dran: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
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