Hallo Ihr Lieben

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ich wünsche Euch allen einen schönen Maifeiertag, sowie ein sonniges, beschwerdefreies Wochenende.
Ich habe den wohl größten Fehler meines Lebens gemacht

, und meiner Mutter Christels Beitrag vorgelesen am Telefon. Oh mein Gott...ich hätte das nicht tun sollen. Es folgten:"Siehst Du? Verstehst Du mich jetzt?" und, "Ja Kind, es ist eben nicht alles mal eben!" Ach neeee...hatten wir das nicht schon ?
Liebe Christel, aus lauter "Verstandenwerden-Gefühl" würd meine Mama glaub ich sogar zu ner Partie Golf ausrücken

! Ich soll Dir (O-Ton) mal ganz liebe Grüße sagen, und ausrichten, dass Du
vollkommen Recht hast.
Ich hab dann mal meine Sicht der Dinge formuliert. Es gibt keinen "gemeinsamen Nenner". Ich werde niemals (vorausgesetzt ich bleibe gesund) die Perspektive meiner Mutter einnehmen können. Mich stört, dass immer gemessen wird. Dass eben gesagt wird:"Du kannst das und das nicht nachvollziehen!" Ja, das stimmt gewiss und das würde ich um Gottes Willen nie bestreiten. Ich KANN mich da nicht hineinversetzen, weil ich eben nicht betroffen bin. Ich bin ehrlich. Mir reicht meine Position und mein Leidensdruck und allein die Vorstellung was meine Mama fühlt und denkt, tut einfach nur weh. Ich habe mir das genauso wenig ausgesucht, wie ein Betroffener seine Erkrankung. Und auch das, was ich jetzt in meiner Angehörigenrolle fühle, hätte ich mir vor 2 Jahren noch nicht einmal annähernd vorstellen können. Wie dann erst das Betroffensein?! Ich für meinen Teil finde dieses "Mitleiden" schon fast unerträglich. Meine Mutter steckt da mittendrinnen. Aber leiden tue ich auch. Und bitte bitte bitte - jetzt soll keiner hergehen und die Messlatte anlegen, wer mehr leidet. Denn genau das lässt sich nicht ermessen, weil es zwei verschiedene Positionen sind, und es eben auf Grund der Unterschiedlichkeit doch gar nicht miteinander zu vergleichen ist.
Aber ich habe, als meine Mama und ich uns mal zankten (ging wieder um etwas im Bezug auf die Krankheit) und es Vorwürfe wie:"Du weißt doch gar nicht wie das ist! Du hast doch keine Ahnung!" hagelte, gefragt, wie meine Mama sich verhalten würde, wenn
ich auf diese Weise erkankt wäre. Ob sie nicht auch alles daran setzen, sich informieren, mich eventuell auch manchmal drängen würde, aus lauter Angst und Besorgtheit. "Kind, das wäre so schlimm, das möchte ich mir gar nicht vorstellen!"
Ich liebe meine Mutter und ich liebe sie so sehr, dass ich sogar loslassen könnte. Bescheuert, oder?! Aber das habe ich bei meiner Oma gesehen, dass man das kann und so banal auch das jetzt klingt, aber diese Erfahrung hat mir sehr viel Angst genommen und Vertrauen in mich und mein Vermögen auszuhalten gegeben. Aber wenn ich so Situationen erlebe, wo es Mama schlecht geht, und ich weiß, dass es ihr durch bestimmte Dinge besser gehen würde, dann ist eben genau diese Liebe die Motivation, die mich dazu veranlasst sie zu drängen.
Zitat:
Es ist schwer, betroffen zu sein. Es ist nicht leid, den Betroffenen zu unterstützen. Es ist alles nicht leicht. Aber du, Annika, du bist ein Teil dieser Kraft, die ihr hilft. Vergiss das nicht
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Liebes Blümchen,
wenn meine Mama und ich 3 Mal aneinandergeraten, so können wir uns beim nächsten Gespräch 6 x sagen, wie gern wir uns haben. Unsere Beziehung war schon immer "gesund durchwachsen" und sehr offen und ehrlich. Dafür bin ich dankbar. Es ist schwer, ungerecht und einfach falsch, betroffen zu sein. Und es ist schwer, ungerecht und falsch, angehörig zu sein. Dass meine Mama es viel schwerer hat und sie all das ertragen muss ist am Schlimmsten.
Ich bin ein Teil dieser Kraft, die ihr hilft. Ich weiß. Und auch die Kinder. Vieles von dem, was sie auf sich nimmt, macht sie gewiss auch aus Liebe zu uns. Und Du hast Recht Blümchen, auch ich brauche das mal, in den Arm genommen und festgehalten zu werden. Manchmal ist das Traurigsein so schlimm, dass man es fast nicht aushalten kann. Aber wem sage ich das

?! Früher wäre ich zum "In den Arm genommen werden" zu Mama oder Oma gegangen. Klar, mein Mann ist auch da, und die Kinder, aber "auf´n Schoß" will ich bei Mama

! Und genau das geht ja schlecht. (Wobei

...och...ich würd mich auch von Dir innen´Arm nehmen lassen, Blümchen!)
Jedenfalls nehme ich mich in der letzten Zeit, was die "guten Ratschläge" anbelangt sehr stark zurück. Ich akzeptiere was sie tut, ich dränge sie zu nichts, ich versuche ihr nur so manches Mal zu raten. Und alleine dann geht sie manchmal hoch wie eine Haubitze. Ich hab sie so lieb und so wie zum Beispiel Tim Taler sein Lachen für Geld verkauft hat, so würd ich viel mehr geben, wenn meine Mama wieder gesund wäre.
Ich bin froh, dass ich mich mit Euch allen hier austauschen kann. Habt Dank dafür!
Liebe Grüße
Annika