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Alt 29.05.2009, 03:24
AlexderFranke AlexderFranke ist offline
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Standard AW: Kann man Krebs wirklich "bekämpfen"?

Hallo zusammen,
Ich bin 32 und bin bislang nicht selbst von Krebs betroffen. Aber ich denke viel über Tod, Sterben und Krankheit nach und hatte hier einen Faden dazu entdeckt. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, daß ich an dieser Stelle noch einmal schreibe.
Es ist richtig, daß man erst dann sieht, wie man handelt, wenn Tag X da ist. Dennoch halte ich es für wahrscheinlich, daß ich mir die körperlichen und seelischen Strapazen eher nicht antun würde, zumal ich ledig bin. Wenn ich mich rechtzeitig damit auseinandersetze, werde ich weniger wie aus heiterem Himmel getroffen und kann versuchen, Vorsorge zu treffen. Ich denke darüber nach, wie ich meine Patientenverfügung im Einzelnen gestalte. Jeder Mensch ist auch beim Umgang mit Krankheit und etwaigem Tod anders. Meine Schwester hält es z. B. anders als ich für wahrscheinlich, daß sie alles versuchen würde, um eine Krankheit zu überleben. Es gilt, auch die bereitwillige Annahme des Todes anzuerkennen. Es hängt natürlich von den Lebensumständen ab, inwiefern Menschen überleben wollen. Es läge eigentlich nahe, daß sowohl junge als auch alte Menschen sich weniger ans diesseitige Leben klammern als solche in mittlerem Alter mit Familie, weil meist weniger Bindungen bestehen. Zumindest bei Kindern und Hochbetagten entspricht dies auch der Wirklichkeit, wenn man Studien glauben kann. Wie paßt es zusammen, daß einerseits immer jung und dynamisch angepriesen wird, aber gleichzeitig gefälligst nur alte Menschen sterben sollen? Nach dem Grundsatz "Man will alt werden, aber nicht alt sein." Mich stört es, daß in einschlägigen Büchern und Berichten unterstellt wird, daß für alle ein möglichst langes irdisches Leben wichtig ist. Die meisten werden das wohl bejahen, aber bestimmt nicht alle. Wer spricht da von denjenigen, die ihr Dasein mit zunehmendem Alter immer mehr als mühsam empfinden? Ich habe einmal eine erfrischend andere Traueranzeige für eine 22-jährige Frau mit folgendem Satz gelesen::"Nicht die Länge, sondern die Tiefe eines Lebens ist entscheidend." Dann haben sich die Schreiber noch für eine wunderbare Freundschaft bei der Verstorbenen bedankt. Genauso beeindruckt hat mich das 13-jährige Mädchen im Auch "blauer Vogel wird fliegen", bei der AML festgestellt wurde und daraufhin sich selbst sagt, daß sie ihr Leben gelebt hat und eigentlich gehen möchte. Aber das gesellschaftliche Tabu verhindert zuerst eine Aussprache mit ihrer Mutter und läßt halbherzig Behandlungen über sich ergehen und schweigt. Ich habe daraus gelernt, daß dieses Tabu fallen muß und es für mich da endgültig kein Tabu mehr gibt. Für Freunde und Angehörige ist der Tod natürlich immer schmerzlich, ob mit 30 oder mit 100. Ich hoffe, daß ich keinen hier durch meine Gedanken unangenehm berührt habe.
An Steffel und Birgit: Vielen Dank, daß Ihr auf mich Betrachter vom grünen Tisch eingegangen seid.
Herzliche Grüße, Alex
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