http://www.med.tu-muenchen.de/de/pre...sMRI_09_01.pdf
Fortschritte in endoskopischer Diagnose und Therapie des Barrett-Ösophagus
Speiseröhrenkrebs verhindern, bevor er entsteht
Werden Veränderungen der Schleimhaut an der unteren Speiseröhre, genannt Barrett-Ösophagus, nicht
erkannt und behandelt, kann sich daraus ein Speiseröhrenkarzinom entwickeln. Mitarbeiter der II. Med. Klinik
(Direktor: Prof. Roland M. Schmid) arbeiten an neuen endoskopischen Methoden, die die Treffsicherheit in
der Diagnose dieser Erkrankung deutlich verbessern können. Durch ein neuartiges Verfahren können sie den
betroffenen Patienten zudem eine schonende, lokale Therapie der gesamten Barrettschleimhaut anbieten.
Bei 10 bis 20 Prozent aller Patienten mit Refluxkrankheit wird das für die Speiseröhre charakteristische flache
Schleimhautgewebe teilweise durch verändertes Gewebe ersetzt. Mediziner bezeichnen eine solche Speiseröhre als
Barrett-Ösophagus. Da daraus in etwa 1 Prozent der Fälle ein Karzinom entsteht (die Häufigkeit des Tumorleidens hat
in den letzten Jahren zugenommen), sollte der Barrett-Ösophagus möglichst früh erkannt werden. Wird er bei einem
Patienten festgestellt, sind leitliniengerecht regelmäßige endoskopische / histologische Überwachungsuntersuchungen
notwendig. So kann sich bösartig entwickelndes neoplastisches Gewebe, das mit hoher Wahrscheinlichkeit in ein
Krebsleiden übergehen kann, frühzeitig entdeckt und durch lokale endoskopische Verfahren minimal-invasiv entfernt
werden.
In der II. Medizinischen Klinik konnten Mitarbeiter der Arbeitsgruppe von Alexander
Meining innerhalb der letzten drei Jahre die Überwachung von Barrettpatienten durch
die Mitentwicklung der sogenannten konfokalen Lasermikroskopie optimieren. Mit
Hilfe dieser Methode kann der endoskopierende Arzt während der Untersuchung ein
Bild mit nahezu histologischer Auflösung rekonstruieren. Die Gewebeprobenentnahme
für die pathologische Begutachtung zum Nachweis neoplastischer Läsionen kann
somit wesentlich gezielter erfolgen. In mehreren veröffentlichten Studien konnten die
Wissenschaftler zeigen, dass der Einsatz der Lasermikroskopie einen diagnostischen
Vorteil in der Erkennung und Lokalisierung neoplastischer Läsionen hat. Inwieweit dieser
Ansatz sich durch Einbeziehung anderer neuer bildgebender Verfahren wie etwa dem
„Narrow-Band-Imaging“ weiter optimieren lässt, wird derzeit im Rahmen einer weltweiten
multizentrischen Studie unter Leitung der Endoskopie der II. Medizinischen Klinik
ermittelt.
Bei nachgewiesenen hochgradigen intraepithelialen
Neoplasien (der unmittelbaren Vorstufe des Karzinoms) und bei
Frühformen des Barrettkarzinoms galt bis Ende der 90er Jahre die radikale
operative Resektion als bestes Verfahren. Danach setzten sich gegenüber der
Operation zunehmend endoskopische Therapien durch, die heute erfolgreich
in der klinischen Routine eingesetzt werden. Hierzu zählt in erster Linie die
endoskopische Schleimhautentfernung (endoskopische Mukosaresektion;
EMR). Nach erfolgreich entfernter neoplastischer Barrettmukosa besteht bei
den Patienten jedoch ein deutlich erhöhtes Risiko, in einem anderen Bereich des
Barrett eine zweite Neoplasie zu entwickeln. Um dies zu verhindern, erproben
die Mitarbeiter der II. Medizinischen Klinik aktuell ein neues Therapieverfahren,
die bipolare Radiofrequenz-Ablation, bei der die verbliebene Schleimhaut durch
hohe Temperaturen zerstört wird. Die bislang veröffentlichten Studien sowie die
eigenen Erfahrungen zeigen bereits jetzt, dass relevante Komplikationen bei
der Radiofrequenzablation außerordentlich selten auftreten und die komplette
Eliminierung der Barrettmukosa in der Regel erreicht wird. Zur Beurteilung des Langzeiterfolgs dieser neuen Therapie
wird derzeit unter Beteiligung der Endoskopie der II. Med. Klinik eine europäische Multicenter-Studie durchgeführt.