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Alt 16.06.2009, 01:03
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: das 4. Mal....

hallo ihr Zwei

danke für eure Antworten. Ich gestehe, ich hatte Zweifel, ob ich das hier so schreiben kann... das mit der Grenze, wo man dann nur noch auf ein schnelles Ende hofft.

Liebe Yvonne, das mit der Humanität ist so eine Sache. Das Problem mit der modernen Medizin ist, daß man heute zwar Krankheiten erfolgreich behandeln kann, die vor 40 oder 50 Jahren noch absolut tödlich verlaufen sind.
Nur hat sich die Ethik nicht im Gleichschritt mit dem medizinischen Fortschritt bewegt. Und dann kommt noch unsere "besondere geschichtliche Verantwortung", wenn es dann um die Frage der Sterbehilfe geht.
Die moderne Medizin kann viel heilen, aber sie verursacht dann leider auch die Verlängerung des Sterbens.
Man muß da viel Glück haben, im Fall des Falles an die richtigen Menschen zu geraten, die die Menschlichkeit in den Vordergrund stellen.

Hier in Stuttgart haben wir gerade eine Diskussion um ein evangelisches Hospiz, das extra einen Palliativmediziner als ärztlichen Direktor eingestellt hat - und dann wieder entlassen, weil dieser die Sedierung im terminalen Stadium als richtig angesehen hat. Die Träger dieses Hospizes wollen, daß die Sterbenden ihr Sterben bewußt und positiv erleben - oder so ähnlich. Ich kann es nicht verstehen....
Sowas können eigentlich nur Leute sagen, die es noch nie im engen Angehörigen- oder Freundeskreis mitmachen mußten.
Und wäre ich in dieser Lage, ich würde dieses Hospiz meiden wie die Pest.

Übrigens Yvonne, deine Mutter hat recht... wäre sie ein Hund....
Ich habe mich bisher um diesen Vergleich gedrückt, weil es auch falsch verstanden werden kann. Hunde teilen von Kindesbeinen an mein Leben - und ich mußte leider auch hier dem einen oder anderen vierbeinigen Kameraden auf seinem letzten Weg helfen. Hätte einer meiner Hunde in einer Narkoseuntersuchung so einen Befund gezeigt, wie der jetzt bei meiner Mama war, dann wäre der Hund nicht mehr aus der Narkose aufgewacht. Ja... den Tieren darf und muß man sogar helfen - den Menschen aber darf man nicht. Der Mensch muß sich - wenn es nach unseren politisch korrekten Politikern geht - bis zum bitteren Ende quälen. Diese Heuchler.....
Und die Ärzte hängen in der Luft, weil sie keine Rechtssicherheit haben. Nicht alle haben den Mut, einfach dann zu handeln. Viele tun es, ohne es an die große Glocke zu hängen und helfen in der allerletzten Phase im Stillen. Das war aber schon immer so.

Aber eines muß doch auch bedacht werden.... ja... es gibt sie leider auch, die kaltherzigen und gierigen Angehörigen, die die nur drauf warten, daß sie endlich erben können oder die "Last" loswerden wollen. Wir hier gehen von uns aus, die wir alles tun würden, um dem geliebten Menschen in jeder Phase in jeder nur möglichen Form zu helfen. Aber immer wenn man von sich selber ausgeht, kann man sich auch nicht unbedingt vorstellen, daß es auch die "Anderen" gibt. Eine gewisse Kontrolle ist hier schon nötig. Letztendlich aber sollte der Willen des Patienten über allem stehen. Und kein Politiker oder Richter oder Arzt oder Pfarrer kann mir vorschreiben, ab wann ich nicht mehr will oder kann. Es ist schlimm, daß noch nicht mal das eigene Sterben aus dem politischen Gezerre herausgehalten wird.

Und darum......

Habt ihr eigentlich eine Patientenverfügung für euch gemacht? Und habt ihr eine Vorsorgevollmacht für einen Angehörigen/Freund eures Vertrauens, der im Zweifelsfall in eurem Sinne entscheidet? Es geht ja nicht nur um diese fürchterliche Krebskrankheit, jedem von uns kann jederzeit ein Unfall passieren, der uns hilflos macht. Denkt mal drüber nach.....

Yvonne, ich wünsche deiner Mutter, daß sie jetzt wirklich in den richtigen Händen ist, die ihr den Rest ihres Lebens so gut wie nur irgendmöglich gestalten - und dann, wenn es zu Ende geht, sie auch da dann unterstützen. Und dir... viel Kraft auf diesem schweren Weg.

Liebe Ela,

ich weiß im Moment auch nicht, wo ich die Ruhe und Kraft hernehme. Irgendwo in mir ist da wohl eine Art von Kraftquelle, die ich anzapfen kann. Wenn ich ins Krankenhaus fahre, ist mir schlecht, wenn ich abends einschlafe und morgens aufwache, ist mir schlecht - aber wenn ich dann zu Mama gehe ins Zimmer, dann bin ich ruhig, für mein Gefühl irgendwie zu ruhig. Und wenn ich Papas immer wiederkehrende Fragen nach Mama zum x-ten Mal beantworte, bleibe ich geduldig. Geduld ist sonst nicht unbedingt meine hervorragendste Charaktereigenschaft. Wo ich mich sonst tierisch aufgeregt habe über Papa, bleibe ich jetzt ruhig. Es ist fast sowas wie eine Schockstarre - auch wenn ich mit Familie oder Freunden über Mama reden muß.
Heulen tu ich nachts alleine im Bett oder wenn mich sonst keiner sieht und hört.

Bin seit einigen Jahren wieder Single, und eigentlich geniese ich diesen Zustand. Aber jetzt sehe ich auch die negativen Seiten dieses Singledaseins. Nicht daß ich das nicht vorher schon gewußt hätte - aber jetzt würde mir ein starker Partner an der Seite doch gut tun.
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Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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