Bauchspeicheldrüsenkrebs
Hallo Eddi,
nachdem ich lange Zeit hier nur still mitgelesen habe, muß ich auch ein wenig meinen Senf dazugeben, zumal die Krankengeschichten deiner Mutter und meines Mannes sich sehr ähneln. Bei ihm wurde Anfang November BSDK mit Lebermetastasen festgestellt. Ich muß sicher nicht erläutern, daß für uns Welten eingestürzt sind, wir natürlich sofort nur an den nahen Tod gedacht haben und jegliche Zukunft, Pläne, Hoffnungen vernichtet sahen. Mein Mann hatte dann gerade mit seiner ersten Chemo begonnen, als dem Professor die Idee kam, man könne vielleicht doch operieren, den Tumor entfernen und die Hälfte der Leber. Wir haben uns dann im anderen KH, in dem die OP stattfinden sollte, zum Vorgespräch eingefunden, und hatten ab da kein gutes Gefühl. Meiner Meinung nach wollte ein Prof. dem anderen einen Gefallen tun und hätte aus diesem Grund operiert, nicht aber aus Überzeugung. Am Tag vor der OP, mein Mann war schon einpassiert und hatte sogar schon das Gespräch mit dem Narkosearzt hinter sich, wurde dann bei einem erneuten CT eine Lungenmetastase gefunden und die OP daraufhin abgesagt. Zunächst waren wir am Boden zerschmettert, weil uns alle diese OP als die große Chance und Hoffnung verkauft hatten, mittlerweile denken wir aber, daß unser Bauchgefühl uns vor etwas warnen wollte, zumal mein Mann auch ganz große Angst hatte, nie mehr aus diesem Krankenhaus zu kommen...
Mittlerweile ist absolut Alltag eingekehrt. Der Mensch ist schließlich ein ganz seltsames Tier, das sich an jeden Irrsinn gewöhnt. Mein Mann bekommt nun seinen zweiten Zyklus Chemo, die er recht gut verträgt, abgesehen von ständig wiederkehrenden Venenentzündungen, obwohl er sich einen Port hat setzen lassen. Aber wir betrachten dies als "Zipperlein". Die Ärzte loben ihn sehr wegen seiner absolut positiven Haltung, mit der diese Krankheit akzeptiert. Sein Onkologe meinte, seine Art, damit umzugehen, wäre außergewöhnlich und bewundernswert. Nun hoffen wir natürlich, daß es ihm lange so gut geht, und die Chemo gut anschlägt.
Vor Beginn der Chemo hat uns der Onkologe auch über die Prognose aufgeklärt (ohne sich irgendwelche Überlebenszeiträume anzumassen) und uns angeraten, mein Mann möge seine privaten Dinge regeln, solange es ihm noch gut gehe. Das haben wir sogleich in Angriff genommen, diese Sachen sind nunmehr erledigt und belasten uns nie mehr.
Wir haben mit unseren drei Kindern wunderschöne entspannte Weihnachten verlebt, einen schönen Jahreswechsel und sehen dem noch neuen Jahr gelassen entgegen. Seit Diagnosestellung ist mein Mann krank geschrieben, er genießt es sehr, dem streßigen Job entflohen zu sein und lernt lieber mit den Kids Vokabeln.
Lieber Eddi, ich bin mir sicher, daß Deine Mutter auch einen Weg findet, sich wieder zu entspannen und "normal" weiterzuleben, bei uns konnte der Alltag allerdings erst einkehren, als unumstößlich feststand, wie nun behandelt wird, und diese Behandlung dann auch begonnen wurde. Das ganze Hin und Her am Anfang, OP ja oder nein, dieser Arzt, jener Arzt, diese Untersuchung, nein, doch lieber jene, das hat uns auch verrückt gemacht.
So, nun habe ich Dich und alle anderen furchtbar vollgetextet, aber Du wolltest es ja nicht anders.
Liebe Grüße und die besten Wünsche
Stella
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