Meine liebe Heike,
lass dich mal drücken
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Upps, ich wollte meinen Beitrag eigentlich nicht so verstanden wissen, dass ich dir das große Wunder oder eine Heilung einreden will. Ist denn das so rübergekommen?
Dass ich dir von Jörg berichtet habe, hatte einfach den Hintergrund, dass wir eben - trotz der mehr als besch.... Ergebnisse - nicht aufgegeben haben.
Egal auf was, wir haben immer gehofft. Stück für Stück. Ich habe jeden Tag genossen und war dankbar, dass Jörg noch lebt. Dies hat nichts mit Naivität zu tun, sondern mit Selbsterhaltungstrieb.
Sicher ist es schwer, meine Worte zu beherzigen, obwohl wir den Kampf ja letzten Endes leider doch verloren haben, ebenso mein Vater. Aber dann dürfte ich ja gar keinem mehr irgendetwas Mutmachendes schreiben, sondern müsste immer berichten, dass früher oder später sowieso alles vorbei ist und mich aus dem Forum komplett zurückziehen, was ich ja sowieso schon Stück für Stück mache. Du müsstest gemerkt haben, dass ich ein sehr ehrlicher Mensch bin und nix von Durchhalteparolen halte, wenn es (meiner Meinung nach) absolut keinen Sinn macht. Auch haben wir dir damals (Annett und ich) gesagt, dass du jede freie Minute mit Mike genießen solltest, denn hinterher könntest du viell. dies oder jenes bereuen. Aber deinem Mike geht es erstaunlicherweile noch gut, und das ist und bleibt das Wichtigste. Was nützen dir gute Ergebnisse bei einem katastrophalen Befinden? Das gibt es - wie ich schon schrieb - auch. Mein Vater hat bei weitem nicht so viele Metas gehabt, und ihm ging es sofort nach Diagnose unwahrscheinlich schlecht, er magerte bis auf die Knochen ab. Verstehst du, was ich meine? Ob nun 3, 10 oder 40 Metas, du siehst, es hat offenbar vorerst nichts mit dem Befinden zu tun.
Zu gut kann ich nachfühlen, wie es dir jetzt geht und was du gefühlsmäßig durchmachst. Aber NOCH lebt dein Mike mit einem relativ guten Zustand. Und dass du bzw. ihr nicht aufgebt, hattest du ja bereits geschrieben.
Ich denke trotzdem, auch wenn du dich immer wieder fragst, - und das machen alle Krebserkrankten und Angehörigen - wie lange noch, und glaubst, dir es mit den entsprechenden Gedanken der Vorbereitung auf das Schlimmste leichter zu machen, dass es nicht wirklich einfacher wird. Ich zumindestens habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich nicht darauf vorbereiten konnte und alles anders kam als erwartet. Es gibt definitiv kein Vorfühlen, jedenfalls nicht bei mir, auch wenn man im Hinterkopf die Angst hat, dass es nicht mehr lange gut gehen könnte. Ich bin nämlich an diesem Punkt so heftig in Konflikte mit mir selbst gekommen, dass ich daran fast durchgedreht wäre. Einerseits soll man genießen, trösten, füreinander da sein und die Hoffnung nicht aufgeben; andererseits will man sich auf das Schlimmste ständig gefasst machen. Dies beides habe ich nicht zusammen unter einem Hut bekommen. Deshalb hab ich mich dazu entschieden, den Glauben - anfangs auf evtl. gemeinsame Jahre, dann auf Monate und zum Schluss auf Tage - für mich zu bewahren, damit die Zeit überhaupt durchstehbar ist. Anders ging es nicht.
Liebe Heike, hab jetzt sicher ziemlich durcheinander geschrieben, aber wollte dir ausführlich erklären, was ich gemeint habe.
Und wissen, wie es schlussendlich ausgeht, kann es keiner, auch du nicht.
So, gehe jetzt bald ins Bettchen, du weißt - die 5%-Regelung.
Dein Zitat aus dem Buch finde ich sehr schön. Sei ein guter Schwamm, und vielleicht könntet ihr auch in Zukunft offener über eure Gefühle reden. Dass du dir nicht wagst, vor ihm zu weinen, ist bestimmt überflüssig.
Hoffe, ich habe mich hier nicht um Kopf und Kragen geschrieben.
Wünsche dir einfach ein Stück von der Kampfsau zurück.
:knudde l: