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Alt 23.06.2009, 13:40
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Hallo Ihr Lieben,

ich weiß, dass es eigentlich nicht hier hin gehört, dass ich eigentlich ins Hinterbliebenen-Forum sollte. Aber das kann ich nicht, wie eine Sperre.
Und in der Burg alles so zu schreiben, empfinde ich auch nicht als richtig.
Aber igrendwo möchte ich es mir von der Seele schreiben.

Ich hab gedacht, dass ich alles besser verpacke, den Blick kraftvoll nach vorne gerichtet.
Ein wenig Abstand vom Forum, ein wenig Zeit vergehen lassen, meine Psychotante besuchen, Hobby und Freunde ins Leben zurücklassen.
So einfach habe ich mir das vorgestellt.

Und ja, Zeit ist vergangen, meine Psychotherapie ist genehmigt, ich gehe meinem Hobby nach, treffe mich mit Freunden = funktioniere gut.

Aber: Jeden Tag lese ich hier. Stimmt, ohne Euch geht es halt nicht.
Jeden Tag ist das, was geschehen ist so präsent.
Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an die letzten Tage und Stunden von Papa denke.
Immer mit der Frage: habe ich alles richtig gemacht? Nein, die Fragen habe ich immer noch nicht abgehakt.

Die Trauer wird nicht weniger, sie verändert sich, wird aber immer stärker. Meine Ungeduld kommt durch, denn jetzt ists doch lang genug
und jetzt könnte Papa doch endlich wiederkommen.
Wenn die Gewissheit in mein Bewußtsein will, dass Papa nie mehr wieder kommt, könnte ich schreien.

Bei meiner Mama ist der Verlauf ähnlich, nur viel stärker. Aber wir können zusammen am Telefon trauern. Wenn wir uns sehen, reden wir viel über Papa.
Ich träume immer noch fast jede Nacht vom Abschied. Immer ist mein Papa nochmal da.
Entweder, weil er noch nicht gestorben ist, oder weil er nochmal zurück kommt, oder weil wir einen Weg der Kommunikation zu ihm gefunden haben.

Die Mutter einer engen Kollegin hat ein Glioblastom. Die Schwägerin (53) einer guten Freundin hat BSDK mit Metas. Der Lebensgefährte einer Freundin von Mama hat BSDK mit Metas. Gestern bekam ich das Magazin der deutschen Krebshilfe. All das haut mich jedes mal wieder um.

Aber ich habe für alle ein offenes Ohr, für alle Verständnis.
Ich bin ja drüber weg.
Ich glaube, der einzige Mensch, der mich wirklich versteht, ist meine Mama.
Wir sind uns nahe wie nie.

Wir haben letztens überlegt, dass wenn Papa nicht erkrankt wäre, sondern in x Jahren einfach so gestorben wäre, dass wir dann vielleicht gar nicht mehr Zeit in Summe mit ihm verbracht hätten. So intensiv und nah waren die 10 Monate mit ihm.

Und jetzt? Ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden. Aber der Boden schwankt. Das Gleichgewicht zu halten ist so schwer.

Kirsten.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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