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Alt 27.06.2009, 14:15
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Anne FFM Anne FFM ist offline
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Standard AW: Schwanger nach BK

Liebe Stefanie,

meine Zwillingsmädels wurden genau 2 Jahre nach Ende meiner Chemo geboren. Ein halbes Jahr nach meiner einjährigen adjuvanten Herceptin-Therapie wurde ich schwanger. Die Kinder sind wohlauf und gesund. Soviel zu deiner Sorge wegen des Herceptins.

Erwähnen sollte ich jedoch auch, dass mein BK hormonunabhängig und meine LKs frei waren. Allerdings hatte man mir ein Jahr vor der Geburt in der Risikosprechstunde eines familiären Zentrums auf den Kopf zu gesagt, dass ich beim nächsten Mal sicherlich einen hormonabhängigen Tumor gekommen würde, obwohl ich den Gentest gar nicht gemacht hatte, sondern mich deswegen beraten ließ. Dementsprechend hatte ich auch wegen der "Östrogen-Schwemme" Angst vor einer Schwangerschaft und mich mit meinem Mann bereits zum Verzicht auf Kinder durchgerungen. Nachdem diese Entscheidung getroffen war, lebte ich drauflos und wurde etwa ein Vierteljahr später überraschend spontan schwanger mit Zwillingen. Das Tolle war, dass angesichts des positiven Schwangerschaftstests meine Panik völlig verschwand.

Mein Chemo-Arzt hatte mir seinerzeit auch von einer Schwangerschaft abgeraten und anderenfalls mind. 2 Jahre wegen meiner Rezidivgefahr (G3 und Her2neu 3+) abzuwarten. Die sei aber seine rein subjektive Meinung und Wahrnehmung der wenigen ihm bekannten "Fälle" aus seinem Kreis von Patientinnen. Von dem sog. "Healthy Mother Effect" hielt er nicht allzu viel. Als ich ihm dann später schwanger unter die Augen trat, meinte er, dass sich inzwischen ein Meinungswechsel in der Fachwelt vollzogen hätte und man heutzutage nicht mehr der Meinung wäre, dass eine Schwangerschaft den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen würde. Inwieweit die sog. Experten zwischen hormonabhängigem und -unabhängigem BK unterscheiden sagte er nicht. Allerdings wollte ich es damals auch gar nicht so genau wissen, da ich ja bereits eine ordentliche Kugel vor mir herschob.

Bald feiern meine Mädels nun schon ihren 2. Geburtstag, es geht uns allen gut und ich hoffe inständig, dass es so bleibt! Wie schon viele andere vor mir schrieben, ist es deine Aufgabe und Verantwortung, gemeinsam mit deinem Mann eine Entscheidung zu treffen. Ich möchte dir nur noch mit zu bedenken geben, dass ich nach all meinen Mutterfreuden im ersten Lebensjahr der Kinder auf einmal eine riesige Panik davor bekommen habe, wieder krank zu werden. Ich habe bisweilen sehr stark unter dem selbstgemachten Druck, jetzt um jeden Preis für die Familie gesund bleiben zu müssen, gelitten. Dies führte mich auf den Weg einer Depression, die ich mit Hilfe einer Therapie nun wieder in den Griff bekommen habe.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Glück und eine gute Entscheidung, die sich für euch, aber vor allem für dich richtig anfühlt.

Liebe Grüße von
Anne FFM
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Zack: Lächeln!
(aus "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran")

Derjenige, der sagt, das geht nicht, sollte nicht denjenigen unterbrechen, der es gerade tut.
Altes Chinesisches Sprichwort
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