AW: Myriam
Funtionieren.
Ein selten hässliches Wort in diesem, unserem, Zusammenhang. Es ist oft zu lesen. Meist so, dass andere von uns erwarten dass wir wieder "funktionieren". Leider auch umgekehrt. Dass einige dieses Wort verinnerlicht, es für sich selbst akzeptiert haben. Sie funktionieren wieder und das bewusst.
Wieso? War der Druck der Umgebung zu gross? Möchte man nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen? Keinem auf die Nerven gehen? Angst? Hektischer Aktionismus, um der Trauer zu entgehen? Keine Kraft mehr, die Trauer zu leben und anzunehmen? Enttäuschung, weil man es nicht geschafft hat, mit der Trauer zu leben? Enttäuschung über das Umfeld? Entäuschung über das Leben? Trostlos zerstörte Hoffnung?
Ich möchte nie mehr funktionieren! Das Leben bis heute lief oft genug in diesen Bahnen. Ich will mich nicht in ein Schicksal ergeben, im Sinne von aufgeben. Möchte aktiv sein, nicht passiv und dann darauf warten, was andere von mir wollen, sondern aktiv auch mal das tun, was andere nicht erwarten. Möchte andere fordern auch mit dem Risiko, ihnen auf die Füsse zu treten. Möchte nicht unbedingt in das Weltbild und die Fassade andere nahtlos integriert sein, nur damit es ihnen gut geht. Eigene Entscheidungen treffen. Auch mal nein sagen, wenn es mir gut tut. Sozusagen stromlinienförmig durch's Leben laufen, nur ja nicht anecken, das ist nicht mein Sinn. Ich möchte meine Trauer ausleben.
Ich möchte nicht hier sitzen und auf meinen eigenen Tod warten. Ich möchte verstehen und dann wieder leben.
Helmut
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